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Was hat das Forum gebracht, Frau Teschner?

Bevor sich alle Teilnehmer wieder aus Waiblingen verabschiedeten, wollten wir natürlich erfahren, was sie vom 19. Forum Lokaljournalismus mit nach Hause nehmen. Katrin Teschner, Reportage- und Textchefin der Braunschweiger Zeitung und Mitglied im Projektteam Lokaljournalisten der bpb, stand uns Rede und Antwort. Sie glaubt, dass die Zeitungsmacher mehr Mut zum Experiment brauchen und auch Fehlschläge sie weiterbringen. Auf dem Forum Lokaljournalismus sei aber bereits ein Fundament für die „neue Architektur des Lokaljournalismus“ geschaffen wurde. Bei der Braunschweiger Zeitung sieht sie als kommende Aufgabe, den Webauftritt zu optimieren und das Konzept der Bürgerzeitung im Web2.0 fortzusetzen. Bleibt abzuwarten, was sie auf dem nächsten Forum darüber berichten wird.

Vorsicht, Berater? Oder: Beratung, ja, gerne!

So heftig wie im jüngsten „Tatort“, in dem ein Unternehmensberater im Pressehaus umgebracht wurde, sollte es nicht zugehen auf dem Podium zum Thema: „Presse – eine beratungsresistente Branche? Welche Unternehmensberater brauchen die Medien?“ Als „Tatverdächtige“ waren anwesend: Lukas Kircher, Geschäftsführer KircherBurkhardt, Thomas Satinsky, Geschäftsführender Verleger Pforzheimer Zeitung, Jost Lübben, Chefredakteur Nordsee-Zeitung, Kirsten Annette Vogel, Supervisorin und Coach, Institutsleiterin Top ifm, und Rolf-Dieter Lafrenz, Geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensberatung Schickler.

Die große Aussprache: „Wissenschaft trifft Praxis“

Am Anfang steht die Warnung des Moderators: „Ich weiß nicht, wo das hier hinführen wird“, sagt Alexander Houben, Chef vom Dienst beim Trierischen Volksfreund. Denn große Routine im Austausch miteinander haben die praktizierenden Journalisten und theoretisierenden Kommunikationswissenschaftler tatsächlich kaum. Die gutbesuchte Arbeitsgruppe erinnert etwas an eine Schlichtungsverhandlung, an die große Aussprache nach dem großen Knall. Houben bringt es auf den Punkt: „Im Verhältnis von Theorie und Praxis scheint bei uns Einiges im Argen zu liegen – und da müssen wir etwas auf die Beziehungs-Couch.“ Los geht die Gesprächstherapie.

Lehren aus Winnenden: Der innere Pressekodex

Laut einer Studie der TU-Dresden haben nur ein Drittel der Deutschen Vertrauen in Journalisten, unter jungen Menschen sind es nur 25 Prozent. Die Mehrheit glaubt nicht an die Wahrheit der journalistischen Produkte und schätzt Journalisten sogar mächtiger ein als Politiker. Dieses so wahrgenommene Machtverhältnis kritisieren sie. Prof. Dr. Wolfgang Donsbach stellt zu Beginn der Podiumsdiskussion „Sündenfall Winnenden – oder was ist mit der journalistischen Ethik in der Praxis“ erschreckende Umfrageergebnisse vor. Er fordert einen Schutz von Journalisten, die sich der Tageshektik bewusst entziehen. Die professionelle Entscheidungen zugunsten ihre Leserschaft oder von Betroffenen treffen und dabei ökonomische Erwartungen gegebenenfalls nicht erfüllen.

Neue Zeiten, neue Strukturen

Wie innerhalb des Verlags auf den Medienwandel reagieren? Auf dem Forum Lokaljournalismus wurden neue Strukturmodelle aus drei Verlagen vorgestellt. „Neue Redaktionsstrukturen für die Lokalzeitung“ lautete der Titel des Workshops, in dem Wolfram Kiwit (Ruhr Nachrichten), Christine Kröger (Redaktion Ausbildung und Recherche beim Weser-Kurier, im Bild rechts) und Markus Kater (Lokalchef Nordsee-Zeitung, im Bild links) von Neuerungen aus ihren Verlagen berichteten.

Parallelwelten auf dem Podium

Die erste Podiumsdiskussion auf dem Forum Lokaljournalismus war gleich eine der Gegensätze. Verkörpert waren diese wohl am deutlichsten in Mercedes Bunz einerseits – Digital Thinkerin, die die Möglichkeiten des Internets preist – und andererseits Uwe Ralf Heer, Chefredakteur der Heilbronner Stimme, der die wirtschaftliche Grundlage der Verlage hervorhob: nämlich die Printausgaben der Tageszeitungen.