Alle Artikel in: Redaktionskonferenz 10/2013

Schlechte Zeiten für die Täter am Oberrhein

Ein erfundener, aber jederzeit denkbarer Fall: Ein Bankräuber flüchtet nach der Tat in einer Stadt am Oberrhein über die Grenze nach Frankreich. Die deutsche Polizei muss die französischen Kollegen informieren und Amtshilfe anfordern. Kompliziert? Das dauert? Fehlanzeige! Die „Übergabe“ dauert im besten Fall nur Sekunden: Im gemeinsamen Zentrum der deutsch-französischen Polizei- und Zollzusammenarbeit in Kehl sitzen sich Beamte aus so grundverschiedenen Behörden wie Landes- und Bundespolizei, Zoll, Gendarmerie, Police Nationale, Douanes und „Droits indirects“ direkt am Schreibtisch gegenüber oder arbeiten engstens zusammen. Alle sind (mindestens) zweisprachig. Innerhalb kürzester Zeit geht die Fahndung auch westlich des Rheins raus. Der Täter wird gefasst. Mehr von all den interessanten Informationen, die Alexander Ulmer, seit 2006 Koordinator des Zentrum der deutsch-französischen Polizei- und Zollzusammenarbeit Kehl im Europa-Seminar in Offenburg erzählte, findet sich in seiner Präsentation: Grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Polizei und des Zolls

Was Kläranlagen mit der EU zu tun haben, und wie EU-Politik attraktiv wird

„Das ist einfach unsexy“. Margit Conrad, Europaministerin in Rheinland-Pfalz, sprach am Donnerstag auf dem Seminar „Europa lokal“ nicht über irgendwelche Trends oder Menschen, sondern über die in vielen EU-Dokumenten fast schon obligatorische  Endung „zur Vollendung des Binnenmarktes“. Mit solchen Begriffen könne man keinen Wahlkampf machen. Für Journalisten dürfte es ebenso schwer sein, damit fesselnde Beiträge zu gestalten. Conrad betonte mehrfach, dass Europa sozialer werden solle; die Bürger müssten aber auch sehen, dass sich politische Forderungen unterscheiden und als solche echte Konsequenzen vor Ort haben. Ein Kernanliegen des Lokaljournalismus, Besonders sichtbar sind diese Folgen in grenznahen Regionen, in denen die Zusammenarbeit mit anderen Ländern nicht bloß graue Theorie ist. Conrad hat selbst grenznahe gelebt und im Saarland und Rheinland-Pfalz Politik gemacht. Hier geht es an den Alltag. „Welche Sozialversicherung brauche ich? Welche Rentenansprüche habe ich? Welche Freiheit habe ich auf dem Arbeitsmarkt? Das sind wichtige Fragen in den Grenzregionen“, sagte Conrad. Und nicht nur dort, Fragen der Mobilität sind Fragen der EU. Als offizielle „Staatsministerin und Bevollmächtigte des Landes Rheinland-Pfalz beim Bund und für Europa“ und Mitglied …

Bauernbrot trifft Baguette

„Bauernbrot trifft Baguette“. Knackige Formel  für eine gute Sache: Norbert Mattusch informierte die Teilnehmer beim bpb-Seminar Europa lokal über seine Arbeit in der der Stabsstelle für grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Agenturen für Arbeit Offenburg und Freiburg. Dass es zwischen Franzosen und Deutschen in der Haltung zur eigenen Arbeit auch Mentalitätsunterschiede gibt, erzählte er mit einem Augenzwinkern. Grenzüberschreitende Arbeitsvermittlung

Werkstattbericht: Es geht um mehr als bloß den Krümmungsgrad der Gurke

Wir müssen über das Rollenverständnis der Journalisten bei der Europawahl reden. Cai Rienäcker, stellvertretender Chefredakteur des SWR war bis zum Frühjahr Leiter der Hörfunkstudios für SWR, BR und MDR in Brüssel und davor selbst Korrespondent im ARD-Studio in Straßburg. Er schilderte bei der bpb-Redaktionskonferenz „Europa lokal“ ein typisches Phänomen: Vor den Wahlen tauchen die Politiker plötzlich im Pulk auf und flehen die Journalisten an, die Medien müssten die Wahlbeteiligung erhöhen. Doch Rienäcker versteht sich nicht als Missionar oder gar als die PR-Abteilung für die EU. „Unsere Rolle als Journalisten liegt irgendwo dazwischen. Wir zeigen kritisch was da passiert.“ Das Personalisieren durch Portaits der Europaabgeordneten des Heimatwahlkreises und auch der Spitzenkandidaten für den Posten des EU-Kommissionspräsidenten funktioniert gut, erklärte Rienäcker und nannte den Europaabgeordneten Daniel Cohn-Bendit und Jean-Claude Juncker, der nach seinem Machtverlust als Premierminister Luxemburgs nun in Brüssel auf Jobsuche ist, als markante Köpfe. Ein dankbares Thema, um Europa zu erklären, ist der Verbraucherschutz. Es gibt das Zentrum für Europäischen Verbraucherschutz, das Bürgern in ganz Europa mit Rat und Tat zur Seite steht, wenn es …

Buchtipp: Das Europalexikon

In Sachen EU und Europa ist es manchmal schwer, den Überblick zu bewahren. Es gibt sehr viele Institutionen, Akteure, Verfahren, manche von ihnen heißen dazu noch ähnlich, und sie verändern sich. Wie war das gleich noch mal mit dem Europäischen Rat und dem Europarat? Was hat sich konkret durch den Vertrag von Lissabon verändert? Wer vertritt alles die Interessen der Regionen? Und was muss man über den Schengenraum wissen? Gerade als Journalist braucht man kurze, gesicherte Informationen zum Nachschlagen, um aktuelle Entwicklungen einordnen zu können. Das Das Europalexikon von Hüttmann und Wehling wurde kürzlich noch aktualisiert. Es ist eine von vielen Optionen, das Hintergrundwissen aufzufrischen. In der bpb-Lizenz kostet es 4,50€. Hier kann man es bestellen.  

Teilnehmerstatements

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„Wir haben ein Vermarktungsproblem“

  Wieso sollte uns das überhaupt interessieren? Das ist die entscheidende Frage, die Lokaljournalisten ihren Lesern und Hörer auf den Punkt genau beantworten müssen, wenn sie über die EU berichten. Die Hinweise auf Frieden und Freiheit reichen nicht, es muss ein greifbarer Bezug zum Alltag her, der über verbreitetes Halbwissen hinausgeht; die EU bestimmt mehr als den Krümmungsgrad von Gurken. Es ist eine Frage, die die Redaktionskonferenz „Europa lokal“ am Mittwochabend bei einem Ausflug nach Straßburg ganz besonders beherrschte. Hier sitzen die Leute, die persönlich Rede und Antwort stehen können. Wie Matthias Groote. Ein bisschen umzingelt sah er aus, zwischen all den Journalisten in einem der kleineren Sitzungsräume innerhalb des Europäischen Parlaments. Er ist seit 2005 Mitglied des  Europäischen Parlaments und seit 2012 Vorsitzender des Umweltausschusses ENVI. „Seine“ Region ist die Weser-Ems, im Alltag ist für persönliche Besuche jedoch nur wenig Platz, das Jahr hat 44 Sitzungswochen. „Wir arbeiten hier auch an der Gesetzgebung mit, wir können etwas bewegen, aber das wird oft nicht richtig vermarktet“, sagt Groote. „Wir machen die Noten, auch wenn die …