Forum Lokaljournalismus 2024

Lokaljournalismus im Hörsaal

Nina Müller (Foto: Marcus Klose, drehscheibe)

Die Studentin Nina Müller von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (Foto: Marcus Klose, drehscheibe)

Am Nachmittag des ersten Tages des Forum Lokaljournalismus trafen Wissenschaft und Lokaljournalismus aufeinander. Zwei Journalistik-Studentinnen der KU Eichstätt-Ingolstadt stellten ihre Masterarbeiten zu den Themen KI und Produktinnovationen auf Social Media vor.

„Dieses Foto ist nicht echt.“ Mit diesen Worten eröffnete Nina Müller ihren Vortrag zum Thema „Auswirkungen KI-generierter Bilder und Videos auf den Journalismus“. Auf der Leinwand im Konferenzraum des Tagungshotels Ingolstadt zeigte sie am Mittwochnachmittag das Bild eines kleinen Jungen in einem Trümmerhaufen. Doch die vermeintlich authentische Aufnahme aus dem Gazastreifen war ein Fake, wie die Vortragende schnell klarstellte. Das Bild wurde mithilfe einer Künstlichen Intelligenz erstellt.

In ihrer Masterarbeit befragte die Studentin Medienschaffende zu ihrem Umgang mit solchen künstlich generierten Bildern. Die Journalistinnen und Journalisten zeichneten dabei ein ambivalentes Stimmungsbild. Während einige KI-Bilder als Chance für ihren Berufsalltag wahrnahmen, wurde auch auf Risiken aufmerksam gemacht. Vielfach wurde auf die Gefahr von Desinformation hingewiesen. Die Studentin machte auch auf ein unterschätztes Problem aufmerksam, den sogenannten Algorithmic Bias. Denn KI’s reproduzieren häufig sexistische und rassistische Stereotype. Wenn es etwa darum geht, Bilder für einen Arzt zu generieren, „dann sind das in vielen Fällen weiße Männer“, erklärte die Studentin.

Um Risiken zu minimieren, gab die Studentin den Medienschaffenden abschließend noch drei Praxistipps mit an die Hand: Aufklären, Kompetenzen stärken, Leitlinien entwickeln.

Digital first!

Warum und wie entstehen Innovationen in sozialen Medien? Auch Laura Danner beschäftigte sich in ihrer Masterarbeit mit der digitalen Zukunft des Lokaljournalismus. Am Mittwochnachmittag stellte sie die Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit „Produktinnovationen auf den Social-Media-Profilen deutscher Lokal- und Regionalfernsehsender“ dem Ingolstädter Publikum vor.

Die allermeisten lokalen Fernsehsender hätten die Zeichen der Zeit erkannt, erklärte Danner zu Beginn ihres Vortrages. 68 der 74 befragten Sender nutzen demnach mindestens einen Social-Media-Kanal. Als Best-Practice-Beispiele nannte die Studentin das Instagram-Format „Drei schnelle Frage an…“ des Rhein-Neckar Fernsehens. Dabei werden regionale Persönlichkeiten in kurzen Blitzlichtinterviews vor die Kamera gebeten. Auch die Corona-Pandemie habe sich in einem Fall als Innovationstreiber entpuppt. So entwickelte ein Sender während der Pandemie ein neues Format zur Unterstützung der lokalen Poetry-Slam-Szene.

„Traditionelles Denken hinterfragen“

Eine wichtige Erkenntnis aus Danners Arbeit: Sie konnte keinen Zusammenhang zwischen der Anzahl der Social-Media-Redakteure und der Innovationsfähigkeit der Medienhäuser erkennen. Im Gegenteil: Häufig hätten sich knappe Ressourcen sogar als innovationsfördernd herausgestellt. Gute Nachrichten also für spärlich besetzte Lokalredaktionen. Worauf es ankomme, sei laut Danner etwas ganz anderes. „Es geht darum, Kreativität anzuregen und traditionelles Denken im eigenen Unternehmen zu hinterfragen.“ Nur so könne er gelingen, der digitale Aufbruch im Lokalen.
 
Ob jemand berichtet habe, das Ziel wirtschaftlichen Erfolgs durch Social Media erreicht zu haben, fragte ein Teilnehmer des Forums nach Abschluss des Vortrags. „Nein“, lautete die klare Antwort der Studentin. „Alle Medienhäuser haben zugegeben, noch in den Anfangsschuhen zu stecken.“