Forum Lokaljournalismus 2024

Positiv und digital – die Zukunft im Lokalen

Die Studierenden Luis Beyerbach (von links) Johanna Bernklau und Sophie Hepach stellten gemeinsam mti Prof. Dr. Klaus Meier sieben Thesen für einen guten Lokaljournalismus vor. (Foto: Marcus Klose/ Raufeld)

Die Studierenden Luis Beyerbach (von links) Johanna Bernklau und Sophie Hepach stellten gemeinsam mit Prof. Dr. Klaus Meier sieben Thesen für einen guten Lokaljournalismus vor. (Foto: Marcus Klose/ drehscheibe)

Die Zukunft des Lokaljournalismus ist konstruktiv, gut bezahlt und digital. So jedenfalls wünschen sich Studierende der Universität Eichstätt die Branche. An Tag zwei des Forum Lokaljournalismus stellten sie gemeinsam mit Klaus Meier (Professor für Journalistik, KU Eichstätt) sieben Thesen dar, wie Lokaljournalismus aussehen könnte.

These 1: Lösungen

„Viele Menschen sind gestresst von schlechten Nachrichten“, sagte Studentin Sophie Hepach. Journalismus müsse mehr Erfolge abbilden und Hoffnung machen. „Wer inspiriert ist, nutzt das Angebot gerne, wer das Angebot gerne nutzt, bezahlt auch dafür.“ Außerdem ist sie überzeugt, dass konstruktiver Journalismus ein Alleinstellungsmerkmal im Lokalen sein könnte. „Junge Menschen wünschen sich Perspektiven aufgezeigt zu bekommen.“

Sophie Hepach spricht über lösungsorientierten Journalismus. (Foto: Marcus Klose/ drehscheibe)
Sophie Hepach spricht über lösungsorientierten Journalismus. (Foto: Marcus Klose/ drehscheibe)

These 2: Unverzichtbar!

Ein Militärflugzeug kreist am Himmel – was geht da vor sich? Diese Frage könne nur der Lokaljournalismus für die Leute, die im Garten stehen und sich wundern, beantworten. „Lokales kann Themen übernehmen, die sonst keiner übernehmen kann“, sagte Luis Beyerbach. „Wenn das Lokale wegfällt, fällt die kritische Instanz weg.“

These 3: Attraktiver Arbeitgeber!

Johanna Bernklau führte einen Aspekt auf, der an diesem Tag noch öfter aufgegriffen wurde: Das Lokale kann ein attraktiver Arbeitgeber sein. Doch da gebe es ein paar Bedingungen:

  • „Wir wünschen uns einen flexiblen Arbeitgeber, damit man im Home-Office arbeiten und überhaupt über flexibles Arbeiten sprechen kann“, sagte Bernklau.
  • „Wir wollen nicht als junge Journalisten einzig dafür verantwortlich sein, dass es junge Themen gibt oder junge Leute erreicht werden.“
  • „Ich wünsche mir, dass die Strukturen entsprechend geändert werden. Wir brauchen große Strukturen, damit die Aufgaben nicht an einer Person hängen.“

These 4: Interaktiv!

Guter Lokaljournalismus der Zukunft müsse Wert auf den Austausch mit der Leserschaft legen – „das fördert Vertrauen in das Medium“, fasste Beyerbach zusammen. Er nannte ein Beispiel der Main Post: Nachdem ein Reporter über eine Demonstration berichtet hatte, wurde er von einer Gruppe Menschen beschimpft, außerdem wurde ihm mit einer Anzeige gedroht. Der Kollege habe die Person angerufen und innerhalb von Minuten löste sich der Ärger in Luft auf.

These 5: Community!

Anknüpfend an ihre Vorredner, griff Hepach das Thema Community-Building auf. Die Leserinnen und Leser müssten sich widergespiegelt sehen in ihrer Zeitung. Dafür sei es wichtig, in den direkten Austausch zu gehen, beispielsweise mit Pop-Up-Aktionen in der Innenstadt.

These 6: Digital First!

„Lokaljournalismus ist mutig! Könnte ein alternativer Slogan sein“, sagte Bernklau und schickte direkt eine selbst mutig eine Mahnung hinterher: „Niemand von uns geht auf eine Lokalwebsite – wir sind auf Social Media. Und da wollen wir nicht nur nette Bilder sehen, sondern politische Inhalte.“ Das bedeute auch, dass die Printzeitung wegfalle oder zur Wochenzeitung werde. „Die Website der Zeitung muss attraktiv und schnell sein: Die Website ist schließlich das Aushängeschild von jedem Lokalmedium und sollte auch entsprechend behandelt werden.“

These 7: Sichtbarkeit!

Klaus Meier schloss den Blick in die Zukunft mit der Sichtbarkeit von Journalismus. „Es ist so viel Unterhaltung unterwegs, dass viele den Unterschied zwischen journalistischen und nicht journalistischen Inhalten nicht mehr erkennen.“ Redaktionen müssten es wieder schaffen, den Menschen nahe zu legen, dass Journalismus die einzig unabhängige Stimme ist. „Journalismus muss diese Unabhängigkeit bewahren und muss die Vielfalt der Interessen sichtbar machen.“

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drehscheibe-Interview mit Prof. Klaus Meier

Im Journalismus gelte „Comment is free, but facts are sacred“ (C.P. Scott), „doch in SocialMedia ist das Motto:Comments are sacred and facts are free. Also Fakten können verdreht werden, aber wenn du meinen Kommentar angreifst, geh ich auf die Palme.“Redaktionen müssten deshalb Gelegenheiten zum Zuhören schaffen: „Man muss in Gespräche gehen und einladen, Menschen zusammenbringen – und auch in den Diskursen der Gemeinden eine Stimme sein.“

Auch mit der eigenen Wortwahl müsse achtsamer umgegangen werden. „In der Coronazeit wurden Protestierende direkt als Covidioten bezeichnet – „Die Radikalen werden Sie nie gewinnen können, aber die, die dazwischen stehen, müssen wir versuchen zu behalten.“

Erscheint die letzte gedruckte Zeitung im Jahr 2033? Mit seiner These rüttelte Journalistik-Professor Klaus Meier vor einigen Jahren die Branche wach. Wir sprachen mit ihm über die Herausforderungen für den Lokaljournalismus. Zum Artikel