Der Hannoveraner hat das Modellseminar „Wie wollen wir leben?“ aus Sicht der Wissenschaft begleitet. Er promoviert über den Zusammenhang zwischen Lokaljournalismus und PR.
Woran forschen Sie?
Mein Forschungsinteresse besteht in der Beschreibung des Verhältnisses von Lokaljournalisten zu wirtschaftlichen Interessenvertretern in ihrem Verbreitungsgebiet und den Informationen, die diese in lokalen Zeitungen veröffentlicht sehen möchten, also kurz gesagt zwischen Lokaljournalisten und PR. Dabei interessiert es mich, aus Perspektive der Journalisten zu erfahren, auf welchen Ebenen sie hier positive und negative Einflüsse auf ihre Arbeit verspüren.
Wie sieht das Forschungsdesign aus?
Der erste empirische Schritt wird in einer Reihe von Leitfadengesprächen mit einzelnen Journalisten aus verschiedenen hierarchischen Ebenen und unterschiedlichen Verlagen bestehen, in denen deren Eindrücke und Erfahrungen zu diesem Thema erhoben werden. Meine Teilnahme an diesem Seminar ist darum sehr hilfreich bei der Vorbereitung und Gestaltung des Leitfadens, weil ich hier einen guten Eindruck davon erhalte, was die Journalisten bei der Thematik umtreibt. Aufbauend auf diesen Ergebnissen soll dann im nächsten Jahr ein standardisierter Fragebogen entstehen, der quantitativ prüft, wie stark bestimmte Faktoren verbreitet sind und welche Strukturen dabei hervortreten, zum Beispiel im Verhältnis von Journalisten in Verbreitungsgebieten mit Monopolstellung gegenüber solchen in Konkurrenzsituationen.
Sie haben in den vergangenen Tagen schon einige Gespräche mit TeilnehmerInnen des Seminars zum Thema geführt. Was hat Sie dabei überrascht?
Ich weiß nicht, ob ich von einer Überraschung sprechen würde, aber was ich vor allem aus den ersten Gesprächen mitgenommen habe, ist, dass der Umgang mit PR für viele ein sperriges Thema ist, das häufig mit großem Druck in Verbindung gebracht wird. Die Vielschichtigkeit, in der dieser Druck zum Tragen kommt, ist bemerkenswert. Ebenso facettenreich sind dabei auch die unterschiedlichen Situationen und Kontexte, in denen zum Beispiel der Grundsatz der Glaubwürdigkeit reflektiert und verteidigt wird und auch wie und durch wen dabei Grenzen gesetzt werden. Zu diesem Spannungsfeld trägt auch bei, das trotz des großen Drucks natürlich durchaus ein Bewusstsein dafür existiert, dass die Anliegen und Informationen der lokalen Wirtschaft prinzipiell ernst zu nehmen sind und sich entsprechende Kontakte auch positiv auf die Qualität der journalistischen Arbeit auswirken können.
Zur Person: Felix Keldenich hat 2012 seinen Master in Medienmanagement am Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung in Hannover gemacht und ist seit 2014 wissenschaftlicher Mitarbeiter der Hochschule Hannover. Dort lehrt und forscht er an der Fakultät für Medien, Information und Design im Bereich der empirischen Sozialwissenschaften in den Studiengängen Journalismus, PR und Kommunikationsmanagement.