Bei Bilanz-Pressekonferenzen bekommen Journalisten in der Regel nur trockene Zahlen zu hören – entsprechend langweilig und gehaltlos sehen dann die Artikel aus. Wie man bei diesen regelmäßigen Pflichtterminen mehr rausbekommt, erklärt Daniela Hungbaur, Wirtschaftsredakteurin für die Augsburger Allgemeine.
Gut vorbereitet zum Termin gehen. Grob die Geschäftsberichte der vergangenen Jahre studieren. Denn die Zahlen, die auf der Bilanz-PK mitgeteilt werden, haben ihren wahren Wert erst im Vergleich mit den Vorjahren. Ein Blick ins eigene Zeitungsarchiv ist nötig, da bereits Kollegen eventuell über das Unternehmen berichtet und möglicherweise Probleme thematisiert haben.
Gewinne aller Unternehmen können im Handelsregister eingesehen werden. Bei den Zahlen im Geschäftsbericht sollte man vorsichtig sein, denn es will sich immer in einem guten Licht darstellen. Dennoch sollte man den Bericht gründlich lesen.
Wenn man eine Zahl oder andere Dinge bei der PK nicht versteht, rigoros nachfragen. Wenn nötig, in einem Gespräch unter vier Augen mit dem Vorstand.
Mitarbeiter-Zahlen sind besonders wichtig
Immer wenn sich eine Kennzahl massiv verändert hat, nach den Gründen fragen. Besondere Bedeutung haben dabei die Mitarbeiter-Zahlen. Die fallen bei der Berichterstattung oft unter den Tisch. Sollte es größere Entlassungen gegeben haben, muss man nachfragen, welcher Art die Entlassungen sind. Auch nach Leiharbeitern und Azubis fragen. Und der Betriebsrat gibt schon mal Infos, die der Vorstand nicht verbreiten möchte.
Eine entscheidende Frage ist, wo das Management die Schwerpunkte in der weiteren Entwicklung des Unternehmens sieht. Sind neue Produktionsstätten in Planung, und welchen Einfluss hat das auf den Stammsitz in der Region?
Kontakte herstellen
Bei der Einschätzung der Geschäftsentwicklung solltewenn möglich die Lage bei der Konkurrenz mit einbezogen werden.
Es lohnt sich immer, auch einen Blick in den Abschluss der konzernleitenden Gesellschaft zu werfen.
Der Besuch der PK kann genutzt werden, um persönliche Kontakte zu den Vorständen zu knüpfen. Ein längeres Interview zu einem späteren Zeitpunkt klappt in der Regel besser, wenn man sich schon einmal gesehen und gesprochen hat.