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Joachim Braun über die Rolle der Lokalzeitung bei Bürgerprotesten

Die Stuttgarter Zeitungen haben viel Kritik einstecken für ihre Berichterstattung über Stuttgart21 – von Befürwortern des Bahnprojekts wie von Kritikern gleichermaßen. Aber wie sollten Lokalzeitungen sich verhalten, wenn sich in ihrem Verbreitungsgebiet Bürgerprotest regt? Fordert der neu ausgerufene Wutbürger auch eine neue Rolle der Lokalzeitung ein? Joachim Braun, Redaktionsleiter des Tölzer Kuriers und designierter Chefredakteur des Nordbayerischen Kuriers, glaubt, dass es schon immer Aufgabe der Lokalzeitung war, die Anliegen der Schwächeren zu transportieren. Eine gut gemachte Zeitung müsse sich immer die Nähe zum Rathaus meiden und sich als Dienstleister der Leute verstehen, sagt Braun im Video-Interview. Dennoch sollten die Zeitungen die Bürgerprotestsprozesse stärker moderieren: „Wir müssen alle Geißler werden.“ Dazu brauche die Zeitung auch nicht notwendig die Unterstützung der Blogger vor Ort: „Wenn es eine Lokalzeitung schafft, das Geschehen vor Ort abzubilden, muss sie nicht mit Blogs kooperieren.“

Was nehmen Sie vom Forum mit nach Hause, Herr Feierabend?

Auch Lutz Feierabend, stellvertretender Chefredakteur des Kölner Stadt-Anzeigers und Mitglied im Projektteam Lokaljournalisten der bpb, kam nicht umhin, uns eine kleine Einschätzung zum 19. Forum Lokaljournalismus zu liefern. Er lobte die thematische Breite des diesjährigen Kongresses. Viele wichtige Fragen seien angesprochen worden: Was können Lokalzeitungen von der Wissenschaft lernen? Wie können sie Social Media einsetzen, um neue Lesergruppen zu erreichen? Wie sollten Journalisten mit einem Ereignis wie dem Amklauf in Winnenden umgehen? Wie ist das Verhältnis von Journalismus und PR zu bewerten? Persönlich nimmt Lutz Feierabend vor allem neue Erkenntnisse darüber mit nach Hause, wie Lokalzeitungen Facebook nutzen können.

Was hat das Forum gebracht, Frau Teschner?

Bevor sich alle Teilnehmer wieder aus Waiblingen verabschiedeten, wollten wir natürlich erfahren, was sie vom 19. Forum Lokaljournalismus mit nach Hause nehmen. Katrin Teschner, Reportage- und Textchefin der Braunschweiger Zeitung und Mitglied im Projektteam Lokaljournalisten der bpb, stand uns Rede und Antwort. Sie glaubt, dass die Zeitungsmacher mehr Mut zum Experiment brauchen und auch Fehlschläge sie weiterbringen. Auf dem Forum Lokaljournalismus sei aber bereits ein Fundament für die „neue Architektur des Lokaljournalismus“ geschaffen wurde. Bei der Braunschweiger Zeitung sieht sie als kommende Aufgabe, den Webauftritt zu optimieren und das Konzept der Bürgerzeitung im Web2.0 fortzusetzen. Bleibt abzuwarten, was sie auf dem nächsten Forum darüber berichten wird.

Tangotanzende Bücher: Die aktuellen Zeitungstrends

Er ist der Meister seiner Zunft: 50 Zeitungen hat Norbert Küpper schon neu gestaltet. Beim Lokaljournalistenforum hat der Zeitungsdesigner am Freitag kreative Seiten aus ganz Europa präsentiert. Zu sehen bekam das Publikum überdimensionale Rotstifte, tangotanzende Bücher und Totenkopf-Mais.
Wer eine optisch herausragende Zeitungsseite gemacht hat, darf seit 1999 jährlich auf einen „European Newspaper Award“ hoffen.Veranstalter des Wettbewerbs ist Norbert Küpper. Im Waiblinger Bürgerzentrum hat er die Preisträger des Jahres 2010 vorgestellt. Der Trend, so stellt Küpper fest, geht immer noch zu größeren Bildern – und längeren Texten. Außerhalb des deutschsprachigen Raums setzt sich das Tabloid-Format immer mehr durch: Zeitungen kann man dann wie Zeitschriften durchblättern. Aktuell trifft’s laut Küpper gerade das krisengebeutelte Irland. Bei den Titelseiten haben sich Bilder mittlerweile durchgesetzt – und die Politik ist dort thematisch längst nicht mehr unter sich.

Vorsicht, Berater? Oder: Beratung, ja, gerne!

Der Berater Rolf-Dieter Lafrenz erklärt, wie's geht.

Der Berater Rolf-Dieter Lafrenz erklärt, wie's geht.

So heftig wie im jüngsten „Tatort“, in dem ein Unternehmensberater im Pressehaus umgebracht wurde, sollte es nicht zugehen auf dem Podium zum Thema: „Presse – eine beratungsresistente Branche? Welche Unternehmensberater brauchen die Medien?“ Als „Tatverdächtige“ waren anwesend: Lukas Kircher, Geschäftsführer KircherBurkhardt, Thomas Satinsky, Geschäftsführender Verleger Pforzheimer Zeitung, Jost Lübben, Chefredakteur Nordsee-Zeitung, Kirsten Annette Vogel, Supervisorin und Coach, Institutsleiterin Top ifm, und Rolf-Dieter Lafrenz, Geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensberatung Schickler. Weiterlesen

Ein Gespür dafür haben, wo etwas faul ist – Recherche im Lokalen

Christine Kröger

Christine Kröger, Weser-Kurier

Gute Recherche ist ein Qualitätsmerkmal, das Zeitungen auszeichnet. Recherchieren aber will gelernt sein. Fünf Fragen an Christine Kröger, die beim Weser-Kurier aus Bremen die Redaktion Ausbildung und Recherche leitet.

Welchen Stellenwert sollte denn die Recherche bei der Ausbildung von Volontären haben?

Man kann ihn nicht hoch genug ansetzen. Recherche heißt ja nicht nur investigative Recherche. Man benötigt Recherche-Techniken zum Beispiel auch für eine Reportage. Selbst bei einem Interview sollte ich vorher recherchieren, damit ich eine überraschende Frage stellen kann. Weiterlesen

Die große Aussprache: „Wissenschaft trifft Praxis“

Hier sitzt die Wissenschaft: die Professoren Möhring, Neuberger, Kretzschmar

Hier sitzt die Wissenschaft: die Professoren Möhring, Neuberger, Kretzschmar

Am Anfang steht die Warnung des Moderators: „Ich weiß nicht, wo das hier hinführen wird“, sagt Alexander Houben, Chef vom Dienst beim Trierischen Volksfreund. Denn große Routine im Austausch miteinander haben die praktizierenden Journalisten und theoretisierenden Kommunikationswissenschaftler tatsächlich kaum.

Die gutbesuchte Arbeitsgruppe erinnert etwas an eine Schlichtungsverhandlung, an die große Aussprache nach dem großen Knall. Houben bringt es auf den Punkt: „Im Verhältnis von Theorie und Praxis scheint bei uns Einiges im Argen zu liegen – und da müssen wir etwas auf die Beziehungs-Couch.“ Los geht die Gesprächstherapie. Weiterlesen