Warum die lokalen Banken kein Auslaufmodell sind und warum von ihnen mehr Transparenz gefordert wird.
Richard Fank ist ein gelassener Mensch. Trotz der Krisen ist der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Augsburg überzeugt, dass die lokalen Bankinstitute „nach wie vor einen sehr hohen Vertrauensbonus bei der regionalen Bevölkerung“ hätten. Und wenn er gefragt wird, ob ihn die ständigen Fragen nach seinem Gehalt denn nicht nerven würden, dann antwortet er ganz ruhig: „Ich kriege halt das Gehalt, das ich bekomme.“ Und: „Ich persönlich hab keine Lust, regelmäßig mein Gehalt in der Zeitung zu lesen.“ Auch die Vorstellung, alle Spenden seines Instituts offenzulegen, gefällt ihm nicht: „Es macht wenig Sinn, jede kleine Spende zu veröffentlichen, darüber möchte ich nicht mit jedem diskutieren.“
„Extrem gerechtfertigt, genau hinzuschauen“ (Jonathan Sachse, Correctiv)
Dem ruhigen Schwaben sitzt am Dienstagabend Jonathan Sachse vom Recherchekollektiv Correctiv gegenüber: Ein Journalist also, der sich mit seiner Arbeit dafür einsetzt, dass die öffentlich-rechtlichen Banken Gehälter und Betriebsrenten der Vorstände offenlegen. Und der will, dass bekannt wird, an wen Geld gespendet wird. Es gehe darum, „Fehlverhalten“ aufzudecken, so Sachse: „Hat ein Verein mit rechtsextremistischem Hintergrund Geld von einer Sparkasse bekommen? Kriegt immer der Verein am meisten, wo die Frau vom Vorstand Schatzmeisterin ist? Ich finde ich es extrem gerechtfertigt, da genau hinzuschauen“.

Jonathan Sachse im Gespräch
Ob er eine persönliche Abneigung gegenüber Sparkassen hätte, will Moderator Dirk Baldus wissen. Correctiv sei durchaus dem Vorwurf ausgesetzt, eine Kampagne gegen die Sparkassen zu fahren, sagt Sachse. Aber: „Wir finden Sparkassen in unserem dreigliedrigen Bankensystem sehr wertvoll.“ Journalisten hätten allerdings nunmal die Aufgabe, genauer hinzuschauen – besonders bei öffentlich-rechtlichen Institutionen. „Wir wollen helfen, der vierten Gewalt bei der Berichterstattung mehr Power zu geben“. Dass Sparkassen-intern mittlerweile Strategievorschläge für Anfragen von Journalisten zirkulierten, zeige dem Team von Correctiv nur, dass das Thema „ernst genommen“ werde.
Handelsblatt-Redakteurin Elisabeth Atzler, die am Dienstagabend auch mitdiskutierte, merkt an dieser Stelle an, dass „einige lokale Medien die Entwicklung der Sparkassen sehr gut verfolgen“. Folgende Dinge könnten LokalredakteurInnen tun, um „mit relativ wenig Aufwand“ an berichtenswerte Informationen zu kommen:
- Sparkasse mit regionaler Volksbank, Nachbarsparkasse und Bundesdurchschnitt vergleichen
- Eigenkapitalquote und Bewertungsergebnis anschauen
- Betriebsergebnis vor Bewertung im Vergleich zur durchschnittlichen Bilanzsumme ansehen
- Gehälter der Vorstände
- Zinsüberschuss und Provisionsüberschuss anschauen (von Sachse ergänzt)

Interesse am Sparkassen-Thema
Worüber bei lokalen Banken natürlich auch berichtet wird, sind die Filialen – beziehungsweise die Filialen, die aufgrund von geringer Kundenfrequenz geschlossen werden sollen. „Diese Entwicklung wird weitergehen“, so Fank. Auch als Sparkasse könne man sich keine Filiale mehr leisten, die am Tag von drei Kunden betreten werde. „Wir müssen vernünftig mit unseren Ressourcen umgehen.“ Und die älteren Leute, die dann nicht mehr zur Bank kämen? Fank glaubt nicht daran: „Es wird immer mit dieser älteren Dame argumentiert – ich hab sie noch nie gefunden.“
„Geld verdienen ist schwerer geworden“ (Richard Fank, Kreissparkasse A.)
Trotzdem: Sobald das Gespräch auf die Sparkasse der Zukunft kommt, schwindet auch bei Fank etwas von seiner Lockerheit. „Geld verdienen ist schwerer geworden“, sagt er. Und es sei jetzt schon absehbar, dass seine Bank in den nächsten zehn Jahren 25 bis 30 Prozent ihrer Zinserträge verlieren werde. „Darauf müssen wir uns einstellen“, so der Sparkassenchef. Eine betriebsbedingte Kündigung auszusprechen wäre für ihn nämlich „der Horror“. Aber plötzlich ist sie wieder da, die Entspanntheit, die so manchen lokalen BankchefInnen innewohnt: Man werde das schon schaffen. Und: „Die ganz großen Banken machen deutlich mehr Fehler wie wir.“
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