Philipp Schwörbel ist davon überzeugt, dass man online im Lokalen Geld verdienen kann. Der Berliner Journalist muss es wissen, hat er doch nicht nur die „Prenzlauer Berg Nachrichten“ (erfolgreich) aus der Taufe gehoben, sondern auch „Krautreporter“ und den Bezahldienst „Steady„. „Ich bin von der Leserfinanzierung überzeugt“, sagte er während der bpb-Redaktionskonferenz zur lokalen Onlineberichterstattung am Donnerstag. Die Zukunft liege darin, dass „Fans zu zahlenden Fans“ werden – und zwar zu regelmäßig zahlenden Fans.
Schwörbel hat bei den „Prenzlauer Berg Nachrichten“ die Werbung abgeschafft und ein Abo-Modell etabliert. Die
Kombination aus Probemonat und Paywall sei für das Berliner Stadtteilmagazin der finanzielle „Durchbruch“ gewesen. „Die Zahlungsbereitschaft der Leute steigt“, sagte Schwörbel. Das zeige auch das brandaktuelle Beispiel des Schweizer Digital-Magazins „Republik“, das per Crowdfunding gerade die Eine-Million-Schweizer-Franken-Grenze geknackt hat. Ein anderes Beispiel ist das Online-Portal „Bürgerportal Bergisch-Gladbach“ von Georg Watzlawek, das schon 12000 Euro im Jahr abwerfe – wie man auf „Steady“ sieht.
„Es gibt den Mythos, dass die Leute online nicht zahlen, aber des stimmt nicht – es liegt am fehlenden Angebot, dass das nicht funktioniert“ (Philipp Schwörbel)
Aber man muss eben auch etwas Besonderes bieten. Bei „Krautreporter“ sei es die Mischung aus persönlichen, erklärenden, die Leserinnen und Leser einbindenden Beiträge, die für das Besondere sorgen. Und für das die Leute bereit seien, Geld zu bezahlen.
Einen anderen Weg geht das niederbayerische Onlineportal „Da Hog’n (Das Onlinemagazin ausm Woid)“, das zwei Landkreise im Bayerischen Wald mit Nachrichten versorgt. Das Portal finanziert sich – anders als die „Prenzlauer Berg Nachrichten“ oder „Krautreporter“ – vor allem durch Werbung. Motivation für die Gründung des Onlinemagazins aus Freyung war die in den Augen der Gründer zu starke Stellung der Passauer Neuen Presse. „Wir haben es geschafft, eine Gegenöffentlichkeit aufzubauen, überhaupt andere Sichtweisen und Gegenstimmen zu veröffentlichen“, sagte Stephan Hörhammer, einer der Gründer des Regionalportals am Donnerstag in Berlin.
Das Themenspektrum ist vielfältig – von Lokalpolitik über Wirtschaft und Service ist alles dabei. Der Meinungsteil des Portals heißt – schön lokal und ein bisschen frech – „so schaut’s aus!“ Nur zwei Dinge gibt es auf „Da Hog’n“ so gut wie nicht: Terminjournalismus oder Blaulichtmeldungen. Zwei Redakteure können mittlerweile von dem Portal leben und einen Stamm aus freien Mitarbeitern gibt es auch, erzählte Stephan Hörhammer.
Gleich mehrere Einnahmequellen
Neben den klassischen Werbeeinnahmen ist „Da Hog’n“, was die Finanzierung angeht, extrem vielfältig aufgestellt: So werden zum Beispiel auch Veranstaltungen wie ein Freiluftkino und eine Single-Party angeboten („Wenn Di da Frühling kitz’lt“). Schönster Nebeneffekt laut Hörhammer: „Das macht Spaß!“. Auch verkaufen die Hog’n-ianer Produkte wie zum Beispiel Tischkalender mit Motiven aus dem Bayerischen Wald oder ein Kalender mit lokalen Rezepten („Naturkuchl ausm Woid“) mit „regionalen, saisonalen und modernen Rezepten“, wie Hörhammer erklärte. Außerdem betreut das kleine Team des Portals immer wieder auch andere Facebookseiten, etwa zu einem lokalen Volksfest.
Und sich mit Anzeigenkunden „anlegen“? Macht „Da Hog’n“ ab und zu auch. So habe etwa ein Diskobesitzer laut Hörhammer keine Geflüchteten in seinen Club gelassen – und das Onlineportal hat einen großen Text dazu gebracht. „Der Besitzer war erzürnt, aber wir haben uns gesagt: das müssen wir halt aushalten!“