So lautete der Titel des ersten Podiums auf der Redaktionskonferenz. Jana Klameth, stellvertretende Chefredakteurin der Freien Presse aus Chemnitz, Berthold L. Flöper, Leiter des Lokaljournalistenprogramms der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb, und Ralf Geisenhanslüke, Chefredakteur der Neuen Osnabrücker Zeitung, näherten sich in dieser Runde dem Thema der Konferenz. Die ersten Fragen aber gingen an Thomas Krüger, den Präsidenten der bpb.
„Wir lieben Lokaljournalismus“ – der Ausruf komme nicht oft vor in den Redaktionen, meinte Flöper zur Einführung. Dabei handele es sich um einen fantastischen und für die Gesellschaft äußerst wichtigen Beruf. Von Krüger wollte er zunächst wissen, was Journalisten und Menschen der politischen Bildung gemeinsam hätten.
Fragen an Thomas Krüger
Sie seien „wahlverwandt“, meinte Krüger. Aufklärung, Ausleuchtung von Hintergründen, verschiedene Perspektiven betrachten – das seien gemeinsame Aufgaben. Zum Beispiel beim Thema Rechtspopulismus könne man als Bundeszentrale lernen, wie im Lokalen Geschichten erzählt werden.
Zum Umgang mit der AfD meinte Krüger, dass diese zurecht kritisiert werde, er aber einräumen müsse, dass die Partei wichtige Fragen stelle. Man müsse an die Ängste und Sorgen der Menschen anknüpfen, da die Antworten der AfD die falschen seien. Es müsse eine Reflexion eingeleitet werden – eine Aufgabe für Lokaljournalisten genauso wie für die politische Bildung. Tabuisieren sei der völlig falsche Weg.
Zur Bedeutung des Lokaljournalismus meinte Krüger, dass er die ökonomische Entwicklung kritischer begleiten müsse, auch den Umgang von Plattformen wie Google mit den Daten der Menschen. Kritik an ökonomischen Prozessen dürfe nicht von vorneherein ausgeschlossen werden. Die Energie an kritischem Journalismus, die gegenüber der Politik schon immer an den Tag gelegt worden sei, müsse auch auf Plattformen wie Google angewandt werden.
Was erwarte er sich von der Wahlberichterstattung, wollte Flöper anschließend wissen. Krüger sagte, er wünsche sich kreative Berichterstattung, man dürfe nicht auf einem Auge blind sein. Man müsse die Pluralität und Vielfalt betonen. Aktivieren und wachrütteln sei das Gebot der Stunde.
Bedeutung des Lokalen
Anschließend wollte Klameth von Geisenhanslüke wissen, warum er Lokaljournalismus liebe. Er erwiderte, es gebe nirgendwo so direkte Rückmeldungen von Lesern auf die eigene Arbeit wie im Lokalen. Er betonte die Rolle des freien Journalismus in Deutschland, auch die Funktion, Gemeinschaft und demokratisches Selbstverständnis zu erzeugen. Das sei die Basis – das Lokale.
Flöper fragte nach der Entwicklung der NOZ. Geisenhanslüke meinte, der Verlag sei sehr weit vorangekommen, zum Beispiel im Digitalen. Inzwischen habe man zum Beispiel 50.000 Digitalabos. Die Kollegen würden längst auch „digital denken“.
Man würde auch neue Leute einstellen (zuletzt um die 25), ausgebildete Redakteure, die zum Teil als Digitalreporter oder Digital-Koordinatoren arbeiten würden oder als Spezialisten für Social Media.
Ab auf die Insel!
Zum Schluss fragte Klameth ihn noch nach der Aktion „Inselhelden“, in deren Rahmen verschiedene Chefredakteure im Juli 2016 für eine Woche den Inselboten auf der Insel Föhr übernommen hatten.
Das Besondere sei gewesen, noch mal zu sehen, was das Lokale sei, meinte Geisenhanslüke. Die wichtigste Erkenntnis sei gewesen, dass man nah dran sein müsse an den Menschen und dass man aus der kleinsten Nachricht eine Geschichte machen könne. Eine Erkenntnis, die einen guten Einstieg in diese Konferenz zum Thema Lokaljournalismus ermöglichte.
Unser Gespräch mit Thomas Krüger finden Sie hier:
Bereits im Vorfeld der Redaktionskonferenz war die drehscheibe in der Redaktion der Freien Presse und sprach mit Jana Klameth über die Herausforderungen des moderen Journalismus: