Zur Eröffnung des 20. Forum Lokaljournalismus kam Besuch aus dem benachbarten Niedersachsen nach Bremerhaven. Der niedersächsische Ministerpräsident David McAllister erläuterte, warum er „Fan der Lokalzeitung“ und „bekennender Zeitungsleser“ ist. Er zeigte sich überzeugt, dass die neuen Medien die Zeitung nicht verdrängen werden.
Er habe „Respekt vor dem, was Sie zu Papier bringen“, sagte McAllister vor den aus dem ganzen deutschsprachigen Raum angereisten Journalisten und Verlegern. Dann erklärte er anhand von sechs Punkten, warum ihm seine „Heimatzeitung“ wichtig sei und wo er das große Potenzial des Lokaljournalismus sehe.
1.McAllister bezeichnete die Nordsee-Zeitung als seine Heimatzeitung. Gleichwohl sagte er, dass er täglich acht Zeitungen auf seinem Schreibtisch liegen habe: „fünf überregionale, drei lokale“. Ihm seien Heimatzeitungen wichtig, weil sie die Verbundenheit der Menschen untereinander im Gemeinwesen stärkten. „Ich bin mir sicher, dass es einen Zusammenhang zwischen der Abonnentenquote der Lokalzeitung und der Wahlbeteiligung bei Kommunalwahlen gibt.“ Lokalzeitungen seien das entscheidende Medium, das über lokalpolitische Vorgänge aufkläre.
2. Er wünsche sich die Heimatzeitung als „Zuhausezeitung“. In seiner eigenen Familie spielten sie am Wochenende gelegentlich ein Spiel, das heiße: „Ist Papa heute in der Zeitung?“ Er wünsche sich Lokalzeitungen, die Teil der Familien seinen.
3.McAllisters dritter Punkt war ein „Lob des Lokaljournalisten“. Eindringlich wies er daraufhin, dass „ohne Lokaljournalismus ein wichtiges Stück Heimat verloren“ gehe. Der Lokaljournalist sei derjenige, der sich auskenne in der Kommunalpolitik.
4. „Lokaljournalisten machen Politik konkret“. McAllister betonte, wie wichtig es sei, dass Lokaljournalisten etwa die Gesetzgebung auf die lokale Ebene herunterbrächen. Im Lokalen würden politische Entscheidungen konkret. Er sprach von einer „Übersetzungsleistung“.
5.„Lokale Berichterstattung wird immer vielfältiger.“ Die Redaktionen versuchten, die Leser auf allen Kanälen zu erreichen: im Netz, in Print, Radio, TV. Dabei zeigte McAllister sich überzeugt davon, dass die Lokalzeitung den rasanten Wandel der Medien überstehen werde: „Die Zeitung wird neben den neuen Medien ihren Platz haben, wie auch das Radio nicht vom Fernsehen verdrängt wurde“. In diesem Zusammenhang betonte er auch das einvernehmliche Verhältnis des Landes Niedersachsen mit dem Verband der Zeitungsverleger BDZV.
6.Zum Schluss hob McAllister hervor, dass Lokalzeitungen weniger anfällig für „Skandalisierung und Übertreibung“ seien. Nachrichten würden heute schnell ungeprüft übers Netz verbreitet. Er kritisierte die „anonyme Schmähkritik im Internet, die nicht dazu beiträgt, dass Menschen Schlange stehen, um politische Verantwortung zu übernehmen“. Hier betonte er ausdrücklich die besondere Rolle und Verantwortung des Lokaljournalisten . „Sie sind nicht so!“ Und schließlich meinte er „Wir mögen Sie“. Dieses Bekenntnis brachte die Anwesenden im Saal zum Schmunzeln. Zuvor hatte McAllister betont, dass gerade der Streit zwischen Politik und Journalismus Ausweis demokratischer Verhältnisse sei. „Ohne freie und unabhängige Presse wäre unser Land wesentlich ärmer“, sagte der niedersächsische Ministerpräsident zum Schluss und wünschte dem Forum viel Erfolg.