Forum Lokaljournalismus 2022

Auf nach Bremerhaven!

Bremerhaven macht sich bereit für Deutschlands Lokaljournalistinnen und -journalisten. (Foto: Arndt Hartmann)

Endlich, endlich wieder ein Forum Lokaljournalismus. In echt, live und mit allem Drum und Dran. Unter dem Motto „Wandel, Werte, Wirklichkeit – Lokaljournalismus gestalten“ präsentieren die Bundeszentrale für politische Bildung, das Projektteam Lokaljournalisten und die drehscheibe in Kooperation mit der Nordsee-Zeitung in Bremerhaven das 25. Forum Lokaljournalismus als das Netzwerk der besten Köpfe.

Corona und die Folgen 

Das Herz des modernen Journalismus schlägt im Lokalen. Und wie es schlägt! Das haben die vergangenen zweieinhalb Jahre in der Pandemie gezeigt. Es hat sich während der Krise vieles verändert. Corona hat Lokalzeitungen hart getroffen und sich gleichzeitig als echter Innovationstreiber für die lokalen und regionalen Medienhäuser erwiesen. Denn die Pandemie hat die Kreativität in den Redaktionen ex­trem herausgefordert: Veranstaltungen wurden reihenweise abgesagt, Themen brachen weg, Termine auch. Arbeitsabläufe mussten völlig neu organisiert werden. Die Redakteure arbeiteten im Homeoffice. Ganze Redaktionen wurden in Kurzarbeit geschickt. Der wirtschaftliche Druck auf die Medienhäuser stieg.

Und die Leserinnen und Leser, die User? Sie haben neues Interesse an der lokalen Tageszeitung gezeigt. Und es ergaben sich völlig andere Perspektiven: Der Termindruck fiel weg, weil die klassischen Termine nicht stattfanden. Das hat Raum für Recherche und selbst gesetzte Themen geschaffen. Der Lokaljournalismus lief zur Höchstform auf.

Persönlicher Austausch

Was hat das alles mit den lokalen Medienhäusern und den Journalisten gemacht, welche neuen Wege werden gegangen, was hat sich verändert, welche Tools haben sich bewährt, was geht, was bleibt, was kommt? Innovative Köpfe im Lokaljournalismus wollen hören, wie es andere machen, lernen, diskutieren, debattieren, Lösungen finden. In den zurückliegenden zwei Jahren gab es kaum Möglichkeiten zum persönlichen Austausch, und Videokonferenzen ersetzen nicht das echte Gespräch. Deshalb freue ich mich umso mehr, dass wir in diesem Jahr das Forum Lokaljournalismus, das größte Branchentreffen für Macherinnen und Macher in lokalen und regionalen Medien, endlich wieder als Präsenzveranstaltung starten können. Das Lokaljournalistenprogramm der bpb und das Projektteam Lokaljournalisten versprechen eine spannende Konferenz: „Wir werden hart am digitalen Wind segeln und neue Ufer entdecken.“ Politik und Gesellschaft, Wirtschaft und Medien stehen vor Herausforderungen, die kaum größer sein könnten. Gleichzeitig muss der Lokaljournalismus einen Transformationsprozess meistern, um in eine erfolgreiche Zukunft zu steuern. Es ist die Zeit der engagierten und exzellenten Köpfe in den Medienhäusern. Sie sind gefragt, wenn es darum geht, den Lokaljournalismus leistungsfähiger, moderner und attraktiver zu gestalten.

Die Nordsee-Zeitung ist bereits zum dritten Mal Gastgeber des Forum, und wieder erwartet die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein spannendes und vor allem ein praxisnahes Programm. Nur so viel wird schon verraten: Natürlich werden die Themen Klima, Klimawandel und Wetter eine Rolle spielen. Denn wir sind unter anderem zu Gast im Klimahaus Bremerhaven 8° Ost. Einen passenderen Ort gibt es in Deutschland wohl kaum.

Es geht um branchenrelevante Entwicklungen

  • Corona verändert Gesellschaft und Medien: Was haben Redaktionen gelernt?
  • Reichweite oder Paid Content – wohin geht der Trend?
  • Krieg, Flüchtlinge, Fake News und Ethikdebatte
  • Innovation und Transformation im Lokalen Journalismusforschung: neue Erkenntnisse aus der Wissenschaft

Der Lokaljournalismus beweist in der Krise einmal mehr und nachdrücklich, wie leistungsfähig er ist. Wie wichtig er ist, haben jüngst die Zeit (13. April) und die Frankfurter Allgemeine Zeitung (25. April) in ihrer Berichterstattung unterstrichen – übrigens jeweils mit einem Artikel auf den Wirtschaftsseiten! Unter dem Titel „Sie geben nicht auf“ stellt der Zeit-Artikel dar, was „verloren geht, wenn vor Ort niemand mehr hinschaut. So beklagen auch Kommunalpolitiker den Schrumpfungsprozess im Lokalen: Pressemitteilungen und Behörden-Websites können die Recherche unabhängiger Reporter nicht ersetzen. Die FAZ berichtet unter der Schlagzeile „Lokaljournalismus zwischen den Fronten“ von der Sorge um den Lokaljournalismus: Lokale Medien seien der wichtigste Akteur, um Desinformation zu bekämpfen, so die Friedrich-Naumann-Stiftung. Der Autor kommt zu dem Schluss: „Die Gesundung und das Wiedererstarken des Lokaljournalismus wären also eine gesellschaftlich wünschenswerte Entwicklung.“

Auf in die Zukunft

Also dann: „Hoch am Wind segeln und das Ruder fest in der Hand.“ Lokaljournalismus gestalten!

Anke Vehmeier leitet das Lokaljournalistenprogramm der Bundeszentrale für politische Bildung.