Autor: Dörte Grabbert

Aktionsbaukasten für mehr Lesernähe I

„Die da oben“ und „die da unten“ zusammenbringen – welches Instrumentarium steht Redaktionen zur Verfügung? Hier ein paar Beispiele aus unserem Aktionsbaukasten: Ansprechpartner sein: – Redakteure vor Ort (mobile Redaktion7Redaktionsmobil, gläserne Redakion – Redakteur im Schaufenster, Redaktions-Café) – Telefonnummer und E-mail-Adresse in Autorenzeile – Anrufbeantworter, auf dem Tipps entgegengenommen werden – regelmäßige Redaktionssprechstunden in der Redaktion – Redaktionssprechstunden vor Ort – gezielte Besuche bei bestimmten Zielgruppen (Altersheim, Jugendzentrum) – Leser-Reporter geben Thementipps an die Redaktion (online, Telefon, E-Mail) – spezieller Leser-Redakteur kümmert sich um Belange der Leser (Thementipps, Leserbriefe)

Problemfall: Großprojekte

Braucht es verschiedene Instrumente im Alltag und für Großprojekte, um unterschiedliche Leserstimmen zu kanalisieren? Reicht unser Baukasten für den Alltag aus oder bedarf es gesonderter Aktionen? Wie gelingt es, strittige Großprojekte und Proteste über Jahre zu begleiten? Fazit: Dem Erfindungsreichtum der Redakteure ist keine Grenze gesetzt. Unser Aktions-Baukasten, um mehr unterschiedlichen Lesergruppen im Redaktionsalltag Gehör zu verschaffen, lässt sich auch auf größere Projekte anwenden.

Welche Alternativen zum Bürgerhaushalt gibt es?

Wie kann mehr Bürgerbeteiligung erreicht werden? Eisel: Es muss mehr strukturelle Änderungen geben. Einnahmen und Ausgaben sollten bei Kommunen liegen.  Das würde die Entscheidungsfreiheit der Kommunen gewährleisten. Bisher lassen die zahlreichen Mittelzuweisungen  wenig Spielraum für Alternativen. Dadurch wirken Kommunalverwaltungen unveränderbar. Die Frage ist auch, wie Entscheidungsträger ihre Rolle definieren. Inwieweit tragen gewählte Vertreter Diskussion in die Bevölkerung.  Stadträte sollen mehr in die Wahlkreise gehen und in öffentlichen Foren Entscheidungen diskutieren. Wichtig ist zudem, wie kommunale Entscheidungen als Alternativen diskutiert werden. Da liegt auch die Rolle der lokalen Medien. Viele seien in ihrer Berichterstattung bisher zu sehr an der Verwaltung orientiert.

Bürgerhaushalt – ist der sinnvoll?

Stephan Eisel, Projektbeauftragter in der Konrad-Adenauer-Stiftung, hält nicht viel von Bürgerhaushalten, zumindest nicht von den Verfahren. Er kritisiert vor allem den internetbasierten  Bürgerhaushalt in Köln. Er bietet ihm zu viel Spielraum für Manipulationen und sei außerdem begrenzt auf gewisse Zielgruppen. Denn viele Bürger nutzen gar kein Internet. Es wird also eine große Gruppe von Bürgern ausgeschlossen. Außerdem braucht man nur eine E-Mail-Adresse, um mitzumachen. Als Beispiel nennt er den Kölner Bürgerhaushalt: Viele der Bürger kamen auch gar nicht aus Köln oder haben nicht angegeben, woher sie genau kommen. Wer steckt also hinter den Vorschlägen? Außerdem habe er sich die Zahlen einmal genauer angeschaut. Seiner Erkenntnis nach gibt es eine kleine Minderheit, die das Verfahren bestimmen. In Köln wurden insgesamt 800 Vorschläge eingereicht, aber nicht von 800 Leuten. Viele Vorschläge kommen aber von einer Gruppe von 80 bis 100 Leuten, die das Verfahren dominieren. Neue Leute wurden damit kaum erreicht. Auch die Komplexität des Verfahrens ist ihm zu hoch.  Die meisten Bürger verstehen weder Verwaltungsvorgänge noch Verwaltungsgespräche. Der Manipulation seitens der Verwaltung ist nach Meinung Eisels …