Gesellschaftliche Probleme und Schieflagen sind nicht immer leicht zu konkretisieren. Ein Ort, an dem sich kritische Entwicklungen wie in einem Brennglas bündeln ist die Schule. Schulamokläufe sind sicher die heftigste Ausprägung.
Rolf Bennung, Schulleiter der Gesamtschule Geschwister Prenski, war theoretisch auf den Fall „Ankündigung eines Amoklaufs“ gefasst. Faktisch, sagt er, hat das nicht viel geholfen.
Ein Amoklauf erzeugt Angst, räumlich und zeitlich weit über das Ereignis hinaus. Welche Rolle spielt die lokale Berichterstattung in diesem Zusammenhang. Informieren, beschwichtigen, Angst schüren. Der eine beobachtet den anderen, allen gemein ist die Unsicherheit, wie umgehen mit der Androhung eines Amoklaufs?
Das Thema „Amoklauf“ ist sehr komplex. Es gibt Literatur und Tipps für Amokprävention („Achtsamkeit in der Schule“; Unterbindung von Mobbing; Soziales Lernen für fairen und gewaltfreien Umgang miteinander), Erkennen potenzieller Amoktäter (Leaking-Signale erkennen und deuten) und auch organisatorische Vorbereitungen auf Amokläufe, wie Kennzeichnung von Gebäuden, Trakten und Räumen, Einrichten von Krisenteams, Erstellen von Notfallplänen.
Was mir fast durchgehend in der Lehrerfortbildung fehlt, sind konkrete Hinweise und Tipps für das Verhalten im Klassenraum im Ernstfall und die Möglichkeit, einige Szenarien auch praktisch „durchzuspielen“ und die gewonnenen Erkenntnisse in eigene Verhaltenskonzepte aufzunehmen. Zwar wird eingewandt, dass Übungen in Laborsituationen nicht garantieren, auch im Ernstfall die Verhaltensmuster anzuwenden, aber praktisches Erleben hat noch immer nachhaltigere Wirkung als das Lesen von Notfallplänen. Gibt es Rettungskonzepte? Was machen Lehrer, wenn an der Schule Amokalarm ausgelöst wird, in ihrer Klasse? Gibt es noch Rettungsmöglichkeiten, wenn der Täter in die Klasse eindringt?