Forum Lokaljournalismus 2022

Strategien gegen den Vertrauensverlust

Das Abschlusspodium mit (v.l.) Annika Sehl, Michael Husarek und Martin Welker (Foto: Marcus Klose, drehscheibe)

Letztes Podium des 25. Forum Lokaljournalismus: „Journalismus: Einst geachtet, jetzt geächtet?“ Dieser heiklen Frage widmeten sich Prof. Dr. Annika Sehl (Universität der Bundeswehr, München) und Prof. Dr. Martin Welker (Hochschule für Medien, Köln) am Abschlusstag. Die Moderation übernahm Michael Husarek, Chefredakteur der Nürnberger Nachrichten.

Prof. Dr. Annika Sehl (Foto: Marcus Klose, drehscheibe)
Prof. Dr. Annika Sehl (Foto: Marcus Klose, drehscheibe)

Sehl wies gleich zu Beginn auf die gute Nachricht hin: „Die Vertrauenswerte sind in der Corona-Krise gestiegen.“ Dabei bezog sie sich auf die Mainzer Langzeitstudie zum Medienvertrauen, mit den Zahlen von 2020. Demnach sagen 56 Prozent der Befragten, man könne dem Journalismus vertrauen. Vor allem Regionalzeitungen schnitten gut ab, z.B. deutlich besser als privat-kommerzielle Medien oder Social Media. etc. Sehl sagte, sie sei gespannt, ob die Zahlen von 2022 den Trend bestätigen würden.

Was kann Journalismus tun, um der Polarisierung der Gesellschaft entgegenzuwirken?

Sehl nannte das „eine Riesenherausforderung“. In der Folge stellte sie mehrere Ansätze vor, mit denen einem Vertrauensverlust vorgebeugt oder entgegnet werden könne, wie etwa partizipative Formate, Public Journalism oder konstruktiver Journalismus.

Mehr dazu im drehscheibe-Interview mit Annika Sehl.

Wie kam es zum Vertrauensverlust?

Dieser Frage widmete sich Welker. Der Vertrauensverlust hänge stark mit der jeweiligen politischen Einstellung zusammen.

Prof. Dr. Martin Welker, Hochschule für Medien, Köln. (Foto: Marcus Klose, drehscheibe)

Welker sprach vom Zusammenhang zwischen Öffentlichkeit und Gesellschaft, er skizzierte den öffentlichen Journalismus im Vergleich zu PR, Corporate Publishing. Zugenommen habe die „affektive Textproduktion“ (z.B. Social Media).

Wie kann Journalismus gestärkt werden?

Vor allem mit partizipativen Formaten, meinte Welker, etwa mit inhaltlicher Beteiligung der Menschen, mit Veranstaltungen, Diskussionen, Platz für Leserbriefe etc. Welker betonte:„Die Partizipation lässt noch zu wünschen übrig.“ Dabei sei sie überaus wichtig: „Partizipation ist Anerkennung der Lebenswelten der Menschen.“ Es erfordere aber Geld und Ressourcen in den Redaktionen, diese Modelle umzusetzen.

Moderator Michael Husarek resümierte schließlich, die Frage der Partizipation sei spannend und wichtig und sollte als Thema mit ins nächste Forum aufgenommen werden.