Autor: Axel Buerger

Geborgte Euphorie

Donnerstagabend, 2130 MEZ. Twitter, Facebook, Stayfriends und Konsorten liegen in den letzten Zügen. Von der Be- und Verarbeitungswonne her. Erinnerungen werden wach. Damals, rund 1000 Tage her. Sie nannten es Second Life. Und einige meiner früheren Redaktionskollegen wähnten sich als Giganten, mindestens als Stützpfeiler und Geburtshelfer einer neuen Welt. Alles binnen zwei Jahren pulverisiert. Und keine Trauer nirgends. Andere Säue, andere Dörfer. Längst. Irgendwas gelernt? Tempo frisst Bedeutung. Maybe. Was wird aus dem 140-Zeichen-Hype? Schon mal jemand einen Schritt zurück getreten? Tageszeitungen würden nicht das erste Mal dem Versuch erliegen, coole Trends rechts zu überholen. Über das Verbot (StVo) will ich hier nicht maulen, indes, hat es je geklappt? Kann die Kopie cooler sein als das Original? Seltenheitswert. Nicht mal WM-Torschützenkönig Thomas Müller (Bayern) ist cooler als sein Namesvorgänger Gerd Müller (bekannt als „kleines dickes Müller“). Sodann, was soll die Jagd auf die Gesichtsgebückten (Achtung, Hier leichte Verfälschung der Anglizismen)? Die Medienseiten in Tageszeitungen sind schlechter als im Computermagazin, die Musikseiten schlechter als bei Spex, die Jugendseiten schlechter als bei Bravo und die Sporthintergründe schlechter …

Einer geht noch, einer geht noch rein

Uhrenvergleich: 19.26 h. MEZ. Augsburg. St.Ulrich. Modellseminar der bpb. Lutz Feierabend (Kölner Stadtanzeiger) steht auf und füllt die Reihen. 80 Prozent sind da. Auf dem Podium: Sascha Borowski, Christoph Neuberger, Gerd Horseling und Uwe Heer. Drei Anzugträger, einmal Jeans, zweimal Krawatte, dabei einmal gepunktet, einmal gestreift. Neben mir sitzt Nicole Amolsch. Wildlederstiefel, irgendwas italienisches, weiße Bluse, grauer Pullover, Minolta in der Hand, ringlos. War vor kurzem beim Friseur. Zurück zum Podium. Horseling stellt die Teilnehmer der Debatte vor, verliert sich in Details. Ist aber okay. Horseling: „Wenn wir die Überlebensstrategien schon hätten, säßen wir nicht hier.“ Heer beginnt, soll den Umbau seines Ladens skizzieren. Heer, Sympath, große Hände, geschult in Parenthese und Prozesssprache, hat anfangs ganz Deutschland bereist, um gute Lösungen für die Zeitung von morgen zu definieren. Heer: „Jede Zeitung tickt anders.“ Stichworte seines drohenden Monologs: Meßlatte, Hürde, Arbeitsräume, Plattformen, Systeme, Regioticker, Erfolgskontrolle. Heer könnte auch bei BASF im Vorstand sitzen. Wahrnehmung jetzt. Ob das bleibt? Heer (nicht O-Ton, aber Sinnlaut): 20 Prozent aller Redakteure sind für Veränderungen nicht zu haben. 80 Prozent aller …

Einer geht noch, einer geht noch rein

Uhrenvergleich: 19.26 h. MEZ. Augsburg. St.Ulrich. Modellseminar der bpb. Lutz Feierabend (Kölner Stadtanzeiger) steht auf und füllt die Reihen. 80 Prozent sind da. Auf dem Podium: Sascha Borowski, Christoph Neuberger, Gerd Horseling und Uwe Heer. Drei Anzugträger, einmal Jeans, zweimal Krawatte, dabei einmal gepunktet, einmal gestreift. Neben mir sitzt Nicole Amolsch. Wildlederstiefel, irgendwas italienisches, weiße Bluse, grauer Pullover, Minolta in der Hand, ringlos. War vor kurzem beim Friseur. Zurück zum Podium. Horseling stellt die Teilnehmer der Debatte vor, verliert sich in Details. Ist aber okay. Horseling: „Wenn wir die Überlebensstrategien schon hätten, säßen wir nicht hier.“ Heer beginnt, soll den Umbau seines Ladens skizzieren. Heer, Sympath, große Hände, geschult in Parenthese und Prozesssprache, hat anfangs ganz Deutschland bereist, um gute Lösungen für die Zeitung von morgen zu definieren. Heer: „Jede Zeitung tickt anders.“ Stichworte seines drohenden Monologs: Meßlatte, Hürde, Arbeitsräume, Plattformen, Systeme, Regioticker, Erfolgskontrolle. Heer könnte auch bei BASF im Vorstand sitzen. Wahrnehmung jetzt. Ob das bleibt? Heer (nicht O-Ton, aber Sinnlaut): 20 Prozent aller Redakteure sind für Veränderungen nicht zu haben. 80 Prozent aller …

Von Menschen und Mäusen

Augsburg, November 2010. Anke Vehmeier lehrt Patricia Dudeck gerade, dass Sie nicht wie Töpperwien mit im Bild sein möchte. Wenngleich es in der Frisurenmode durchaus Ähnlichkeiten gibt. Au, nicht schlagen…. Egal. Mittwoch, 15.15 Uhr. Draußen vor der Tür (real, nicht die Literaturvorlage Bochert) trinken die Teilnehmer des Modellseminars Tee. Oder Kaffee. Mit hoher Wahrscheinlichkeit haben 99 Prozent ihr Handy dabei. Von diesen 99 Prozent nutzen gefühlte 88 Prozent ein Produkt aus dem Hause Apple. Andere ein BlackBerry. Wir sind hier alle stark online. Nur der Hund Emma ist ab und an offline. Spielt Strahlenschutz bei derartigen Rahmenbedingungen wohl eine Rolle? Heute haben wir ein Füllhorn an Infos zu den Sozialen Netzwerken als auch der Video(un)kultur in den Redaktionen der Zeitungsverlage gehört. Es wirkt alles ein wenig wie „Stochern in Niebüll“. Ganze Heerscharen von Redaktionen und Verlagshäusern fragen sich – möglicherweise im fünften oder sechsten Jahr -, ob Mitmachen ein Muss ist. Ist es nicht. Wer klug ist, fragt sich vor jedem Tun, was das Ziel des Tuns denn sein soll. Ob das immer geschieht? Ich …

Von Menschen und Mäusen

Augsburg, November 2010. Anke Vehmeier lehrt Patricia Dudeck gerade, dass Sie nicht wie Töpperwien mit im Bild sein möchte. Wenngleich es in der Frisurenmode durchaus Ähnlichkeiten gibt. Au, nicht schlagen…. Egal. Mittwoch, 15.15 Uhr. Draußen vor der Tür (real, nicht die Literaturvorlage Bochert) trinken die Teilnehmer des Modellseminars Tee. Oder Kaffee. Mit hoher Wahrscheinlichkeit haben 99 Prozent ihr Handy dabei. Von diesen 99 Prozent nutzen gefühlte 88 Prozent ein Produkt aus dem Hause Apple. Andere ein BlackBerry. Wir sind hier alle stark online. Nur der Hund Emma ist ab und an offline. Spielt Strahlenschutz bei derartigen Rahmenbedingungen wohl eine Rolle? Heute haben wir ein Füllhorn an Infos zu den Sozialen Netzwerken als auch der Video(un)kultur in den Redaktionen der Zeitungsverlage gehört. Es wirkt alles ein wenig wie „Stochern in Niebüll“. Ganze Heerscharen von Redaktionen und Verlagshäusern fragen sich – möglicherweise im fünften oder sechsten Jahr -, ob Mitmachen ein Muss ist. Ist es nicht. Wer klug ist, fragt sich vor jedem Tun, was das Ziel des Tuns denn sein soll. Ob das immer geschieht? Ich …