Noch rauscht der Zug, passiert kleine Laubensiedlungen, Schmetterlingsflieder und Industriebrachen, Essen ist schon vorbei, Münster, Osnabrück, Bremen und Hamburg kommen gleich. Nur einen Moment nicht aus dem Fenster geschaut, schon haben sich Stadt und Ackerfläche, Forst und Flussaue abgewechselt. Eine passende Metapher zur Umbruchssitution, der sich die Verlage und Zeitungshäuser seit Jahren ausgesetzt sehen. Da wird viel über die neue Zukunft spekuliert und gerätselt, wie das Digitale (das Schnelle und Verfügbare) und das gefalzte Papier (das geduldige und etablierte) zusammenzubringen sind – bestenfalls so, dass vor allem Lokal- und Regionalpresse stark bleiben und besser werden.
Wie soll das klappen?
Kaum ein Monat in den vergangenen 10 Jahren, in dem nicht ein Roundtable, eine Podiumsdiskussion, eine Konferenz oder ein Meeting zum Thema Zukunft der Zeitung sich dieser Frage annahm; oder eine Polemik, die diese Zukunft glaubhaft in Zweifel zieht.
Sicher eine wichtige Angelengenheit, das Problem strukturell anzugehen. (Schon wieder eine Laubensiedlung, diesmal mit richtigen Häuschen, klein, gemauert, verputzt mit orangenen Dachziegeln).
Doch allein darauf verlassen, dass da zum Teil theoretisch und abstrakt, über Rezepte diskutiert wird, wäre grob fahrlässig.
Machen, ausprobieren.
Unterhalten und informieren, Geschichten aufgreifen und spannend erzählen und dabei immer wieder rückversichern, dass der Kontakt zur Lebenswirklichkeit der LeserInnen nicht futsch geht. Wenn die Lokalzeitung das schafft, dann bleibe ich auch mal für eine dreiviertelstunde dabei (Die Rheinische Post, Lokalredaktion Wesel kann das z.B., oder der Generalanzeiger mit der Serie zum Immobilienskandal rund um das WCC in Bonn. Oder, wenn ich die Auswirkungen Schavanscher und kultusministerieller Bildungspolitik bestaunen kann. Am Besten ganz konkret dort, wo sich zeigt, ob die politischen Weichenstellungen zum angestrebten Ziel führen (oder aber aufs Abstellgleis).
(Das könnte da rechts übrigens eine weiterführende Schule sein).
Schule als Meltingpot, Schule als Integrations- und Erziehungseinrichtung, als Fluchtpunkt romantischer oder traumatischer Erlebnisse, Schule im PISA-Benchmark und als Ort, an dem junge Menschen soziale Interaktion einüben und den Weg in die Gesellschaft finden…
Ein weites Themenspektrum, dass sich, im Programm in den verschiednen Vorträgen niederschlägt. Wie thematisch umsetzen? Das besprechen und erarbeiten wir anschließend in Kleingruppen.
Wie verbreiten?
Klassisch, klar. Aber das war doch noch was, Stichwort rasche Veränderung der Landschaft (im konkreten Fall: das Münsterland mit Dreiseithöfen, Spargel unter Folie und frisch gepflügten Äckern).
Blog und Twitter, Bewegtbild und Soundslide. Das alles übt durch seine rasante Entwicklung spürbar Druck aus.
Der eine reagiert mit Skepsis, stellt die Sinnfrage und die Frage, wie die Mehrarbeit zu leisten ist. Andere treten die Flucht nach vorn an und stürzen sich hinein in die Blogosphäre. Irgendwo zwischen Euphorie und Defätismus wollen wir während des Seminars ausloten, wie wir Blogs, Tweets und eingebundene Filmchen in unsere Arbeit integrieren können. Zum einen, um das Seminar diskursiv zu beleben, zum anderen, damit Ergebnisse nach draußen gelangen und nicht zuletzt, um ein bisschen fingerfertiger im Umgang mit den digitalen Formen zu werden.
(Stelle mir gerade die Frage, wer so einen Riemen im Netz überhaupt liest, noch jemand da?)
Auch ich bin ein „Immigrant“ in der Weblog-Welt, kein digitaler Ureingeborener, wie all jene, die heute die Schulen besuchen. Umso mehr freue ich mich, gemeinsam mit Ihnen zu lernen, thematisch, praktisch, technisch, bis morgen,
(Und nach dem ganzen Geschreibsel ein Stündchen mit der Sonntagszeitung)