„Watergate in Wuppertal“ – das klingt spannend! Welcher Journalist wünscht sich nicht, mal das „ganz große Ding“ zu landen; mit Zeit, Gespür und der gehörigen Portion Glück Betrügereien im großen Stil auf die Spur zu kommen? Dazu gehört sicher auch eine Menge Mut und Hartnäckigkeit… – und die richtige Strategie! Wie erfährt man von Hintergründen, die eigentlich keiner erzählen will?
Vom 7. bis 11. Juni treffen sich Lokaljournalistinnen und Lokaljournalisten aus Tageszeitungen, die in ganz Deutschland verstreut sind, in einem Landhotel inmitten des Thüringer Waldes. Sie alle wollen im fünftägigen Modellseminar, organisiert von der Bundeszentrale für Politische Bildung/bpb erfahren, wie selbst kleine Redaktionen investigativ arbeiten können.
Ich selbst bin auch gespannt.
Investigativer Lokaljournalismus ist nämlich nicht das einzige Thema, über das die Lokalreporter am Rande des Städtchens Eisenach eine Woche lang Erfahrungen austauschen und Konzepte erarbeiten wollen. Eine Arbeitsgruppe kümmert sich um Suchmaschinen, Social Bookmarking, Facebook, Twitter und Blogs – eine andere um Kreativstrategien, wenn weiße Seiten Dich angähnen…
Und schließlich ist da noch eine Arbeitsgruppe zum großen Komplex „Brüssel, Berlin, – ähem – Buxtehude: ‚große Politik‘ lokal umsetzen“ – denn was im fernen Berlin und Brüssel entschieden wird, das geht ja schließlich uns alle an. Kann man eigentlich gar nicht oft genug betonen!
Für Nachhaltigkeit sorgt Liane von Droste. Sie schreibt den Tagungsreader zum Modellseminar, quasi als Erinnerungsstütze für die Teilnehmer und als Infoquelle für alle, die leider nicht in Eisenach dabei sein können. Einfach in den nächsten Wochen mal öfter bei www.drehscheibe.org vorbeischauen, da wird der Reader und seine Bezugsquelle dann angekündigt .
Ich aber freue mich auf ein paar Tage livebloggen hier. Wenn alles klappt, dann auch per Video, Audio und Fotos – gemeinsam mit den Kollegen aus der drehscheibe-Redaktion. Getwittert wird natürlich auch unter http://twitter.com/drehscheibe – hashtag „#bpbms“.
So, Tasche ist gepackt: alles Arbeitsmaterial wie Digitalkamera, Audiorekorder, Smartphone und Videokamera passt in eine mittelgroße Damenhandtasche. Brave new world! Dem Netbook gönne ich eine eigene Verpackung.
Letzter Wettercheck: Das sieht gut aus und besser als erwartet. Mittelprächtig durchwachsen, aber auf alle Fälle mit Sonnenschein! Eisenach, wir kommen!
Noch ein schneller Blick auf www.eisenach.de, verantwortlich für die Site ist Oberbürgermeister Matthias Doht. Praktisch, einen Namen schon gelernt.
43.000 Einwohner zählt das Städtchen, das vor allem durch die um 1067 gegründete Wartburg bekannt wurde. 1521/22 hielt sich Martin Luther hier versteckt und übersetzte das Neue Testament der Bibel in nur elf Wochen vom Lateinischen ins Deutsche. Seit 1999 gehört die Burg zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Der Mitteldeutsche Rundfunk (mdr) hat mit seiner Live-Webcam immer einen aktuellen Blick auf das Wahrzeichen der Stadt, deren berühmtester Sohn, Johann Sebastian Bach, 1685 in Eisenach geboren wurde.
Bin gespannt auf das livebloggen!
Kleiner Tipp: Ein Spaziergang durch das Elbsandsteingebirge um die Ecke lohnt sich sehr und die vielen Glasbläserarbeiten sind es auch wert bewundert zu werden.
Viel Vergnügen!