Forum Lokaljournalismus 2022

Her mit den Content-Schätzen!

Daniel Fiene spricht über die Nutzung von Social Media.

Wie sich das für einen Social-Media-Spezialisten gehört, schaltete sich Daniel Fiene spontan digital zum 25. Forum Lokaljournalismus zu. Der Freie Journalist, Podcaster und Kolumnist blieb aufgrund einer Erkältung zu Hause und sprach via Zoom-Übertragung zu den Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Sein Thema am Beginn des zweiten Tags: Social Media und wie lokale Medienhäuser die Plattformen nutzen sollten. Denn: Social Media muss anders gedacht werden, wenn eine Zeitung damit Erfolg haben will.

„Ein redaktionelles Medium ohne Community ist nicht mehr denkbar.“

Sascha Lobo, Blogger, Autor und Journalist

Fiene erzählte von seiner letzten Sendung „Was mit Medien“, in der Sascha Lobo zu Gast war. Er wurde gefragt, wie er auf die Social-Media-Auftritte der Medienhäuser blickt. Seine Antwort: „Ein redaktionelles Medium ohne Community ist nicht mehr denkbar.“

Um diese Community zu erreichen, sei gar nicht viel notwendig, letztlich nur die richtige Einstellung, sagte Fiene: „Vergesst, was ihr auf Social Media gelernt habt, und versucht euer Mindset zu resetten.“ Er forderte: „Wir müssen Social Media neu lernen.“

Social Media neu denken

Bisher herrsche immer noch der Glaube, es reiche, nur Artikel zu posten. „Wir haben Social Media mit Facebook kennengelernt. Damals war es Artikel posten. Es ist heute mehr als das.“

Fiene blickte auf den Ist-Zustand aus seiner Sicht: Zeitungen bieten viel für viele Menschen. Jedoch stelle sich die Frage: Warum haben unsere Kanäle nicht mehr Followerinnen und Follower? Die Antwort: „Weil nicht mehr auf Folgen geklickt haben…“

Screenshot: Instagram/@rheinischepost

Anhand eines Beispiels zeigte er, was er damit meint: Die Rheinische Post verkaufe sich bei Instagram über ihre Marke. „Sie zeigt, was es gibt, aber nicht, was ich davon habe, wenn ich ihnen folge.“ Das führe dazu, dass Userinnen und User ihr nur folgen, wenn sie sie kennen. „Man will aber auch Leute erreichen, die die Marke nicht kennen. Das geht nicht nur über Markenauftritt.“

Das Fiene-Dreieck

Drei Seiten gelte es zu betrachten: Medienmarke, Thema, Nutzersicht. Meistens fehle letztere. Alle drei Seiten müssten jedoch eine Beziehung zueinander haben. „Wenn alles gut besetzt ist, ist man auf einem guten Weg zum erfolgreichen Social-Media-Kanal.“

Screenshot: Instagram/@dieterbohlen

Einer, der dieses Handwerk gut beherrsche, sei Dieter Bohlen. Wie Fiene sagte, wurde Bohlen in einem Interview gefragt, wie viel Zeit er täglich in seinen Social-Media-Auftritt investiere. Bohlens Antwort: Neun Stunden, weil er nicht nur poste, sondern auch auf Kommentare antworte, sich mit Usern austausche. „Er hat verstanden, dass die Social-Media-Arbeit nicht nur das Posten von Content ist, sondern auch aus Austausch mit Followern besteht, und auch darum, sichtbar zu werden.“ Beispielsweise durch das kommentieren bei anderen.

Die Frage nach dem Geld

Und wie lässt sich nun damit Geld verdienen? Voraussetzung für einen erfolgreichen Kanal sind also ein starkes spezifisches Thema, eine Marke und eine Nutzerschaft. Konkret funktioniere eine Monetarisierung nur, wenn Redaktionen beginnen, einen Kanal mit einem spezifischen Thema zu bespielen, nicht mehreren, „etwas, wovon die Nutzerschaft etwas hat, dann hat es eine höhere Relevanz und Menschen sind bereit, Geld auszugeben“. Viele Redaktionen hätten immer noch eine „Mainstream-Social-Media-Denke“. „Die, die richtig Geld mit Content verdienen, die haben nicht viele Zielgruppen, sondern eine, für die ein Problem gelöst wird.“ Eine Idee wäre für Redaktionen, mehr Kanäle zu machen mit mehr verschiedenen Inhalten. Beispielsweise zu den Themen Gastro, Finanzen oder Verkehr. Fiene betonte noch einmal, es gehe nicht darum, viele Themen unterzubringen, um viele Leute anzusprechen, sondern einzelne Themen herauszusuchen und diese aus Userzentrierter Sicht heraus zu bespielen. „Wir haben Content-Schätze, wir müssen sie nur modern aufbauen.“

Für die Rubrik „Fiene checkt’s“ geht Daniel Fiene regelmäßig für die drehscheibe auf Erkundungstour im Netz:

https://www.drehscheibe.org/fiene-checkt.html