Alle Artikel mit dem Schlagwort: Glaubwürdigkeit

Lokaljournalismus als starke Marke

Wie kann man junge Leute für die Lokalzeitung begeistern? Wie kann der Lokaljournalismus wieder glaubwürdiger werden? Um diese Fragen ging es in der ersten Best Practice-Runde am zweiten Konferenztag. Auf dem Podium sassen Clemens Boisserée (Cross-Media-Redakteur der Rheinischen Post (Düsseldorf)), Anna Stommel (Online-Redakteurin beim Südkurier (Konstanz)), und die freie Reporterin und Autorin Jessica Schober. Moderiert wurde die Runde von Anna Ntemiris, Mitglied der Chefredaktion der Oberhessischen Presse (Marburg). Was können Redakteure tun, um Millennials besser zu erreichen? Anna Stommel vom Südkurier setzt auf die Millennials in der eigenen Redaktion, etwa auf die Volontäre. Die sollten stärker eingebunden werden. Clemens Boisserée von der Rheinischen Post verwies auf die Bedeutung der Marke. „Wichtig ist, die jungen Leute erstmal an die Zeitung als Marke heranzuführen. Etwa über Veranstaltungen.“ Zugleich dürfe man unter dem Begriff Marke nicht nur die Zeitung an sich verstehen, sondern auch die Journalisten, die für das Zeitungshaus arbeiten. Die freie Autorin Jessica Schober glaubt vor allem an Transparenz, wenn es darum geht, junge Menschen zu erreichen. Etwa an offene Redaktionskonferenzen, an denen auch Leser teilnehmen können. Diese Erfahrungen …

Wo geht’s hin Mediensystem?

Dr. André Haller vom Institut für Kommunikationswissenschaft Bamberg ist in seinem Vortrag der Frage nachgegangen, warum und inwiefern sich die LeserInnen zu extremen Positionen hingezogen fühlen oder selbst extreme Positionen vertreten. Und er brachte sechs Thesen mit, die Diskussionsstoff liefern. Haller weist zunächst auf eine Interview-Studie aus Schweden hin, in der die ProduzentInnen von „Alternativmedien“ untersucht wurden. „Unabhängig von der politischen Einstellung – es war das gesamte politische Spektrum vertreten – haben die Befragten angegeben, dass sie sich von den klassischen Medien nicht repräsentiert fühlen“, erklärt Haller. Das Internet führte zur Entstehung neuer Diskursräume, auch und gerade für extreme politische Orientierungen (Bernsand, 2013) In einem nächsten Schritt macht Haller deutlich, dass es natürlich Effekte habe, wenn sich Menschen „Alternativmedien“ zuwenden. Mögliche Ausprägungen sind: Selektive Auswahl: Informationen, die mit eigenen Einstellungen konsistent sind, werden bevorzugt Selektive Interpretation: Inkonsistente Informationen werden umgedeutet Selektive Erinnerung: Aussagen, die kognitives Ungleichgewicht herstellen, werden weniger im Gedächtnis behalten Es stellt sich also die Frage, ob von einem Zerfall der gemeinsamen Öffentlichkeit gesprochen werden kann. Laut Haller sei in jedem Fall festzustellen, …

Was bleibt

Neben Diskussionen, Vorträgen und Gesprächen sind die Workshops schon immer ein wichtiger Teil der Tutzinger Radiotage gewesen – auch in diesem Jahr. Verschiedene Gruppen haben sich in den letzten Tagen intensiv mit den Themen „Wahlkampfkommunikation“ und „Glaubwürdigkeit“ auseinandergesetzt. Ihre wichtigsten Thesen und Tipps für den Arbeitsalltag kommen hier. Wahlkampfkommunikation Eine Wahl – viele Möglichkeiten Berichterstattung zur Bundestagswahl anhand einer Regionalwelle Ziel: Möglichst vielen Menschen klarmachen, dass sie wählen gehen sollen und wir ausgewogen und unabhängig berichten Erster Schritt: Mit HörerInnen in Kontakt treten und sie fragen, was sie eigentlich hören möchten (via Radio, via Social Media, via Web) Wichtig für die Berichterstattung: alle aussichtsreichsten Parteien kommen zu Wort (orientieren uns an den Umfragen, welche Parteien die Aussicht haben in den Bundestag einzuziehen) wir checken die Infos wir bieten Forumsfläche (z. B. in Form von Podiumsdiskussionen) wir stellen Themen und Personen vor Kandidaten vorstellen: Blick hinter die Fassade: Warum wurde er/sie PolitikerIn? Was sind seine/ihre Werte? wir führen die Diskussion und lassen uns nicht von den Parteien führen Wahlsplitter (Fragen wie: Darf ich mein Kind eigentlich …

Der Journalismus hat eine wichtige Funktion verloren

Zum Auftakt der Tutzinger Radiotage 2016 standen direkt die großen Fragen im Raum: Stecken die Medien in einer Glaubwürdigkeitskrise? Soll man mit der AfD reden oder nicht? Die drehscheibe hat bei Ine Dippmann* und Prof. Dr. Caja Thimm* nachgefragt. Frau Dippmann, Frau Thimm: Sind Journalistinnen und Journalisten Lotsen oder Getriebene? Ine Dippmann: Wir kommen schon aus einer Situation des Getriebenwerdens. Allerdings geht die Entwicklung dahin, dass wir uns davon emanzipieren, indem wir zum Beispiel selber wieder stärker die Themen setzen. Und eine Rubrik wie „Hörer machen Programm“ hatten wir schon, bevor Pegida oder die AfD ihre Themen gesetzt haben. Wir handeln wieder verstärkt proaktiv und reagieren nicht immer nur. Prof. Dr. Caja Thimm: Ich glaube nicht, dass die Journalisten Getriebene sind. Vielmehr hat sich die Grundfunktionalität von Medien geändert. Der Journalismus hat dabei eine wichtige Funktion verloren, nämlich die Kontrolle über die Agenda. Das liegt aber nicht daran, dass die Journalisten ihre Qualifikationen über Bord geworfen haben. Sondern es liegt daran, dass heute jede und jeder Nachrichten im Netz produzieren kann. Welche Konsequenzen müssen daraus …

„Das Private und das Öffentliche werden miteinander verwoben“

Jens Lönneker, Geschäftsführer rheingold salon in Köln hat in Gummersbach ein Keynote unter dem Titel „Die verwirrten Bürger. Wie steht es um die Glaubwürdigkeit der Medien?“ gehalten. Im Interview mit Anke Vehmeier erläutert er seine Thesen. Sie haben in Ihrer aktuellen Studie eine „neue Pröffentlichkeit“ bei den Deutschen festgestellt. Was ist damit gemeint? Die westlichen Gesellschaften befinden sich in einem enormen Wandel. Früher gab es historisch gewachsen eine starke Trennung zwischen der Öffentlichkeit und dem Privaten. In der Öffentlichkeit musste man sich nach festen Konventionen verhalten. Dazu gehörte beispielsweise auch, dass man immer möglichst vernünftig und schlüssig argumentieren und auch entsprechend handeln musste. Heute rückt alles, was vorher eher im Privaten verborgen war – also alles Emotionale und Irrationale – viel stärker in die Öffentlichkeit. Das Private und Öffentliche werden miteinander verwoben, es entsteht gewissermaßen eine neue Melange, die wir „Pröffentlichkeit“ nennen. Ein sehr gutes Beispiel hierfür sind die sozialen Medien. Hier stellt sich schon die Frage, ob dort Privates öffentlich gemacht wird, ob da jemand ein öffentliches Medium nutzt, um sich privat zu inszenieren, …

„Content ist King“

Auf den 11. Tutzinger Radiotagen steht der Inhalt im Fokus. Smartphones, Autoradio, personalisiertes Hören – die Technologie ändert das Radiohören – „und das wird wiederum zu einer intensiven Diskussion über Inhalte führen“, sagt Bertold L. Flöper. Der Leiter des Lokaljournalistenprogramms der Bundeszentrale für politische Bildung eröffnet mit Michael Schröder, Leiter der Akademie für politische Bildung Tutzing, die 11. Tutzinger Radiotage „Recherchieren – erzählen – teilen“. In Tutzing wird es in den kommenden zwei Tagen neben den veränderten Hörgewohnheiten und technologischen Entwicklungen vor allem um die Inhalte gehen, die laut Flöper bestimmend für die Relevanz des Radiosenders bzw. das jeweilige Programm sein werden. „Neben einem spannenden Storytelling oder die Teilbarkeit in den sozialen Netzwerken scheint im Kampf um die Aufmerksamkeit die Glaubwürdigkeit eine ganz besondere Rolle zu spielen“, sagt Flöper. Polarisierende Diskussionen über die Ukraine-Krise oder die Reaktionen auf den Germanwings-Absturz hätten gezeigt, dass sich Bürger aktiv in die Berichterstattung einklinken. Trotz heftiger Diskussionen soll das Radio laut Umfragen noch immer das Vertrauensmedium Nummer 1 bei den Deutschen und bei vielen anderen Europäern sein. „Wie aber …