Alle Artikel mit dem Schlagwort: Redaktionskonferenz

Wahlverwandtschaften: bpb-Präsident Thomas Krüger über die Aufgaben von Journalismus und politischer Bildung

Was haben Journalisten und politische Bildner gemeinsam? Das wollte Berthold Flöper, Leiter des Lokaljournalistenprogramms der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb, von dem Präsidenten, Thomas Krüger, wissen. Sie seien „wahlverwandt“, antwortet dieser. Aufklärung, Ausleuchtung von Hintergründen, verschiedene Perspektiven betrachten – das seien gemeinsame Aufgaben. Die AfD nicht tabuisieren Und was rate Krüger Journalisten zum Umgang mit der AfD? Die Positionen dieser Partei würden zu Recht kritisiert, antwortet dieser. Er räumt aber ein, dass die Partei ein paar relevante Fragen stelle. Man müsse jetzt an die Ängste und Sorgen der Menschen anknüpfen, da die „chauvinistisch aufgeladenen“ und „latent rassistischen“ Antworten und Erklärungsmuster der AfD die falschen seien. Es müsse eine Reflexion „im präventiven Sinne“ eingeleitet werden – eine Aufgabe für Lokaljournalisten genauso wie für die politische Bildung. Deswegen, so Krüger, sei auch Tabuisieren der völlig falsche Weg. Kritik an den großen digitalen Playern Von der AfD ging es zur Digitalisierung und Netzpolitik: Wie Lokaljournalisten angesichts der Übermacht von Google, Facebook und Co. reagieren sollten?, fragt Flöper. Krügers Antwort fällt klar aus: „Jemand der sich einbildet, Google und Facebook …

Wahlberichterstattung im Lokalen – Redaktionskonferenz

Wahltage sind Festtage für die Demokratie. Und 2017 wird es richtig spannend. Denn die Bürgerinnen und Bürger sind aktiv, gehen auf die Straße, sagen ihre Meinung. Sie wollen mitreden, mitmischen, mitgestalten. Sie machen die Demokratie lebendig. Aber auch die Flüchtlingsdebatte, die Terrorangst und die Sorgen um die ökonomische Lage treiben die Menschen um. Journalistinnen und Journalisten stellt sich überall also die Frage: Wie berichten? Dem geht die Redaktionskonferenz „Wahl investigativ und innovativ“ der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) dieser Tage in Berlin nach. Regelmäßige Updates gibt es hier auf dem Blog – und weitere Informationen auf der Seite der drehscheibe und unter dem Hashtag #Redkowahl2017.

Workshops: Chancen und Herausforderungen für kleine Redaktionen

PANEL 1: Geschichte(n) schreiben „Die Kleinen sind die Großen“ – mit diesen aufmunternden Worten eröffnet Marc Rath, Geschäftsführer und verantwortlicher Regionalredakteur der Volksstimme (Altmark), das Panel. Zu den beiden Workshops, die sich direkt an kleinere Redaktionen wenden, seien mehr Teilnehmer gekommen, als zu den Workshops für größere Redaktionen, sagt Rath. Inputgeber des Panels mit dem Titel „Geschichte(n) schreiben“ sind Melanie Lippl, Redakteurin der Mindelheimer Zeitung, und Ulrich Suffner, Redaktionsleiter der Oldenburgischen Volkszeitung in Vechta.               Anforderungen an eine gute Geschichte Eine gute Geschichte muss den Leser bewegen und es muss darin um Menschen gehen. Mindelheimer Zeitung: „Man kann jedes Thema so erzählen, dass es den Leser betrifft.“ Oldenburgische Volkszeitung: „Die Redaktion setzt vor allem auf Polizei- und Gerichtsthemen sowie auf datenjournalistische Umsetzungen. Zudem hat die Zeitung einen Korrespondenten in Hannover, da der Landesdienst der dpa nicht lokal genug ist.“   Organisationsprozesse in der Redaktion Sinnvoll ist die Zusammenarbeit mit verschiedenen, auf bestimmte Themengebiete spezialisierten Reportern. Ein gutes Tool sind regelmäßige Konferenzen, auf denen die Themen längerfristig geplant, die Ergebnisse …

Henning Bulka: Das Team Audience Engagement der Rheinischen Post

Wie sieht die Zukunft der eigenen Zeitung aus? Bei der Rheinischen Post setzt man auf „Echtzeit und Empathie“, erklärt Henning Bulka, Redaktion Digitales & Team Audience Engagement der Zeitung. Mit anderen Worten: Facebook, WhatsApp und Snapchat. Snapchat: * Eigentlich ein „Anti-Social-Netzwerk“, weil es mit allem bricht: Es gibt keine eigene Profile mehr und keine dauerhafte Verfügbarkeit – Beiträge werden nach 24 Stunden automatisch gelöscht. Das Tool präge damit das Sehverhalten einer ganzen Generation, sagt Bulka. Facebook live: * Livevideos werden immer wichtiger. Inzwischen funktioniert FB Live auch als Schnittstelle, ist nicht mehr aufs Smartphone beschränkt, sondern kann mit einem kompletten TV-Studio verbunden werden. Probleme, die es zu lösen gilt „Filterblasen“: Print-Redakteure, die schon lange im Job sind, nutzen immer die selben Verbindungen und Kontakte. Das gleiche gilt für „Digitalheinis“.„Das greift längst nicht alle Themen ab“, sagt Bulka. „Deshalb müssen wir aus der Blase raus.“ Die Konsequenz: Der Social Media-Redakteur wurde abgeschafft. Stattdessen wurde das „Team Audience Engagement“ gegründet. Team Audience Engagement * Aufgaben: „Facebook“-Nanny für 250 Redakteure und einen Chefredakteur, interaktive Formate entwickeln, neue Kanäle erschließen, …

Drohnen zum Frühstück

„Was bedeutet Heimat für uns in 10 oder 20 Jahren?“ fragt Peter Burger, stellvertretender Chefredakteur der Rhein-Zeitung zu Beginn seines Vortrags und steigt damit direkt in die Präsentation einer umfangreichen Serie „Heimat in Zukunft: Wie wollen wir leben in 2035“ ein, die im vergangenen Jahr von einer 15-köpfigen Arbeitsgruppe der Rhein-Zeitung koordiniert und strukturiert wurde. Die Fakten zur Serie – 6 Wochen läuft die Serie jeweils an einem Tag im Mantel und an fünf Tagen im Lokalen von Mitte Oktober bis Ende November 2015 – 13 Lokalausgaben werden bespielt, 14 Lokalredaktionen sind beteiligt – 200 Seiten mit mehreren hundert Beiträgen erscheinen – 50 Redakteure und zusätzlich Volontäre, Fotografen und freie Mitarbeiter sind eingebunden Vom Brainstorming zur Zukunftsvision: die Umsetzung Um die Mammutaufgabe zu stemmen, organisiert Burger und sein Team mehrere Treffen, auf dem unter anderem ein regionaler Zukunftsforscher von der Uni Koblenz spricht und die Arbeitsgruppe im Brainstorming potentielle Themenbereiche ausmacht. Einen wichtigen Partner findet die Zeitung auch in der Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz e.V.: „Die waren sofort an Bord, als sie von unserem Projekt gehört haben“, …

Begrüßung: Ein innovatives Konzept und der schönste Job der Welt

Die Redaktionskonferenz Lokaljournalismus 4.0. beginnt mittendrin: in der Praxis. Anstatt eine Rede zu halten, begrüßt Berthold L. Flöper, Leiter des Lokaljournalistenprogramms der bpb, seinen ersten Gast. Einen ungewöhnlichen Gast: Ekkehard Rüger, Redakteur der Westdeutschen Zeitung in Burscheid, Gewinner des Wächter- und des Deutschen Lokaljournalistenpreises. Warum ungewöhnlich? Rüger ist Alleinredakteur, einer der wenigen in Deutschland. Er produziert täglich zwei bis drei Seiten, allein. Wie er das schafft? „Manchmal gar nicht“, sagt Rüger und lacht. Zumindest befürchte er das von Zeit zu Zeit. Am besten geht es, sagt er, wenn er einerseits seine Vorstellungen von gutem Journalismus bewahrt. Andererseits aber schmerzfrei genug ist, einzusehen, dass er sich mitunter von zu hohen Maßstäben verabschieden muss. Ob das ein Zukunftsmodell ist, fragt Flöper. Er glaube manchmal, man habe ihn vergessen, sagt Rüger und lacht. Obwohl, räumt er ein, die Nähe, die seine Arbeit ausmacht, die sei schon ein Zukunftsmodell. Man müsse sie herstellen – und in andere, klassischere Arbeitsmodelle integrieren. Als Alleinredakteur neige er zu einer gewissen Art von beruflichem Autismus, sagt Rüger. Das sei einer der Gründe, warum …

„Techniker sind heute gleichberechtigte Partner der Journalisten“

Joachim Braun, Chefredakteur der Frankfurter Neuen Presse, moderiert bei der Redaktionskonferenz „Lokaljournalismus 4.0. Mehr verstehen, mehr gestalten, mehr erreichen“ der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb vom 15. bis 17. Juni in Gummersbach den „Zukunftsbericht 4.0“. Anke Vehmeier sprach mit ihm im Vorfeld über Helden im Journalismus, talentierte „Tekkis“ und kreatives Klima in Redaktionen. Herr Braun, wie geht Zukunft im Lokaljournalismus? Und warum können es so wenige Chefredakteure? Wenn ich das nur wüsste. Ich meine natürlich, wie Zukunft geht. Meine Überzeugung ist, dass wir in einem Umfeld, in dem der Wert von Nachrichten auch im Lokalen angesichts des Überangebots an Quellen gegen null geht, nur dann eine Chance haben, wenn unser journalistisches Angebot einzigartig und hochwertig ist. Das heißt: Geschichten erzählen, die Menschen emotional berühren, Hintergründe aufzeigen, Lebenshilfe leisten und unsere politische Wächterfunktion offensiv wahrnehmen. Reine Terminberichterstattung, protokollartige Berichte, eine Berichterstattung aus der Warte der Entscheider, wie sie jetzt vielfach Seiten füllen – das alles muss tabu sein. Und natürlich müssen wir in der Lage sein, diese Inhalte für eine Vielzahl von Kanälen angepasst an die jeweiligen …