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Bildungsmisere und die Frage nach der Rolle der Lehrer: Opfer oder Täter?

Und nach drei Vorträgen haben wir schon zwei prononcierte, auch argumentativ gestützte Meinungen. Prof. Dr. Barbara von Meibom

Prof. Barbara von Meibom

Prof. Barbara von Meibom

sieht die Lehrer in der Defensive: Eltern schimpfen ihrer Meinung nach zuviel auf die Lehrer. Einer Ihrer zentralen Begriffe, die Wertschätzung, müsse auch gegenüber den Lehrer gelten. Kritik ja, aber zunächst mal Wertschätzung, weniger problemzentriert sondern eher lösungsorientiert könnte Presse das Thema Bildung anpacken.

Gerlinde Unverzagt, „Eltern an die Macht“, „Das Lehrerhasserbuch“, fordert: „Weg mit dem Beamtenstatus!“ und an die Adresse der Lokaljournalisten gerichtet, dass die Mauer des Schweigens durchbrochen wird.

Gerlinde Unverzagt

Gerlinde Unverzagt

Viele Eltern würden aus Angst vor Repressalien nicht öffentlich die Missstände ansprechen, die sie tagtäglich erleben. Die Bildungskrise eine strukturelle Krise? Auf dieser Ebene werde das Problem oft diskutiert, doch die Frage welche Schulform, ob G8 oder Gemeinschaftsschule, sei nachrangig. Schlechte Lehrer machten schlechten Unterricht und damit, so die Autorin. Das sei das Kernproblem und damit müsse endlich schluss sein.

Lehrer: Schuldig (am Bildungsversagen) im Sinne der Anklage?

oder

Opfer struktureller und gesellschaftlicher Fehlentwicklungen?

Interview (Audio) : Gegen Beamtenstatus bei Lehrern: Gerlinde Unverzagt

Lokales macht Schule: bpb-Modellseminar startet in Travemünde

imzug

Noch rauscht der Zug, passiert kleine Laubensiedlungen, Schmetterlingsflieder und Industriebrachen, Essen ist schon vorbei, Münster, Osnabrück, Bremen und Hamburg kommen gleich. Nur einen Moment nicht aus dem Fenster geschaut, schon haben sich Stadt und Ackerfläche, Forst und Flussaue abgewechselt. Eine passende Metapher zur  Umbruchssitution, der sich die Verlage und Zeitungshäuser seit Jahren ausgesetzt sehen. Da wird viel über die neue Zukunft spekuliert und gerätselt, wie das Digitale (das Schnelle und Verfügbare) und das gefalzte Papier (das geduldige und etablierte) zusammenzubringen sind – bestenfalls so, dass vor allem Lokal- und Regionalpresse stark bleiben und besser werden.

Wie soll das klappen?

Kaum ein Monat in den vergangenen 10 Jahren, in dem nicht ein Roundtable, eine Podiumsdiskussion, eine Konferenz oder ein Meeting zum Thema Zukunft der Zeitung sich  dieser Frage annahm;  oder eine Polemik, die diese Zukunft glaubhaft in Zweifel zieht.

Sicher eine wichtige Angelengenheit, das Problem strukturell anzugehen. (Schon wieder eine Laubensiedlung, diesmal mit richtigen Häuschen, klein, gemauert, verputzt mit orangenen Dachziegeln).

Doch allein darauf verlassen, dass da zum Teil theoretisch und abstrakt, über Rezepte diskutiert wird,  wäre grob fahrlässig.

Machen, ausprobieren.

Unterhalten und informieren, Geschichten aufgreifen und spannend erzählen und dabei immer wieder rückversichern, dass der Kontakt zur Lebenswirklichkeit der LeserInnen nicht futsch geht. Wenn die Lokalzeitung das schafft, dann bleibe ich auch mal für eine dreiviertelstunde dabei (Die Rheinische Post, Lokalredaktion Wesel kann das  z.B., oder der Generalanzeiger mit der Serie zum Immobilienskandal rund um das WCC in Bonn. Oder, wenn ich die Auswirkungen Schavanscher und kultusministerieller Bildungspolitik bestaunen kann. Am Besten ganz konkret dort, wo sich zeigt, ob die politischen Weichenstellungen zum angestrebten Ziel führen (oder aber aufs Abstellgleis).

(Das könnte da rechts übrigens eine weiterführende Schule sein).

Schule als Meltingpot, Schule als Integrations- und Erziehungseinrichtung, als Fluchtpunkt romantischer oder traumatischer Erlebnisse, Schule im PISA-Benchmark und als Ort, an dem junge Menschen soziale Interaktion einüben und den Weg in die Gesellschaft finden…

Ein weites Themenspektrum, dass sich, im Programm in den verschiednen Vorträgen niederschlägt. Wie thematisch umsetzen? Das besprechen und erarbeiten wir anschließend in Kleingruppen.

Wie verbreiten?

Klassisch, klar. Aber das war doch noch was, Stichwort rasche Veränderung der Landschaft (im konkreten Fall: das Münsterland mit Dreiseithöfen, Spargel unter Folie und frisch gepflügten Äckern).

Blog und Twitter, Bewegtbild und Soundslide. Das alles übt durch seine rasante Entwicklung spürbar Druck aus.

Raps!!!

Raps!!!

Der eine reagiert mit Skepsis, stellt die Sinnfrage und die Frage, wie die Mehrarbeit zu leisten ist. Andere treten die Flucht nach vorn an und stürzen sich hinein in die Blogosphäre. Irgendwo zwischen Euphorie und Defätismus wollen wir während des Seminars ausloten, wie wir Blogs, Tweets und eingebundene Filmchen in unsere Arbeit integrieren können. Zum einen, um das Seminar diskursiv zu beleben, zum anderen, damit Ergebnisse nach draußen gelangen und nicht zuletzt, um ein bisschen fingerfertiger im Umgang mit den digitalen Formen  zu werden.

(Stelle mir gerade die Frage, wer so einen Riemen im Netz überhaupt liest, noch jemand da?)

Auch ich bin ein „Immigrant“ in der Weblog-Welt, kein digitaler Ureingeborener, wie all jene, die heute die Schulen besuchen.  Umso mehr freue ich mich, gemeinsam mit Ihnen zu lernen, thematisch, praktisch, technisch, bis morgen,

(Und nach dem ganzen Geschreibsel ein Stündchen mit der  Sonntagszeitung)

Papierzeitung

Papierzeitung

Papierzeitung aufs Altenteil

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Deutschlands bekanntester Blogger (Spiegel Online) Sascha Lobo liest Zeitung nur noch im Internet. Einzig im Flugzeug greift er doch noch zur gedruckten Ausgabe, da es hier keine Internet-Anbindung gibt. Und obwohl er eingesteht, dass sich Journalismus im Netz bisher kaum refinanzieren lässt, glaubt er, dass es an der Zeit ist, die Papierzeitung so langsam aufs Altenteil zu schicken. Wieso erklärt er im Video-Interview.

Tageszeitung: Auslaufmodell oder Leitmedium?

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Michael Reinhard, Chefredakteur der Main-Post (Würzburg), würde mehr als einen Kasten Schampus verwetten, dass es die Main-Post in fünfzig Jahren noch gibt. Gleichzeitig sieht er die Notwendigkeit, dass sich die Zeitung stärker multimedial aufstellt. Das kann jedoch nicht heißen, dass jeder alles macht. Spezialisten werden weiterhin benötigt: „Wir können Zeitung, aber nicht professionelles Fernsehen machen“, sagt Michael Reinhard im Video-Interview. Wie er die Frage beantwortet, ob die Tageszeitung ein Auslaufmodell oder ein Leitmedium ist? Schauen Sie selbst.

Zehn Thesen zur Zeitung

Zeitungen

Aller nur Altpapier? Michael Haller erklärt, wie Leser die Zeitung nutzen. Foto: tommyS/Pixelio

Es scheint immer alles so klar. Wer ist für den Auflagenschwund der Zeitungen verantwortlich? Das Internet. Wen müssen Regionalblätter mit dem Marketing erreichen? Junge Leser – damit sie die Printzeitung zu schätzen lernen. Auf der Internationalen Fachkonferenz „Für die Zeitung von morgen“ des Instituts für praktische Journalismusforschung (IPJ) in Leipzig stellte Professor Michael Haller zehn Feststellungen auf, warum dies Vorurteile sind und was Zeitungen daraus lernen können.

Die ersten vier Feststellungen betreffen die Nutzungstrends von Zeitungen (Zahlen aus Schaubildern, erstellt mit dem meedia analyzer)

1. Sinkende Reichweiten von Regionalzeitungen sind nicht eine Folge des Internets, sondern setzten bereits vorher ein (etwa ab 1989).

2. Der Leserrückgang betrifft alle Bildungssschichten.

3. Seit rund zehn Jahren beginnen junge Erwachsene immer später damit, eine Tageszeitung zu abonnieren.

4. Das Interesse am Zeitungs-Abo entsteht erst in der sogenannten Etablierungsphase (derzeit ab Anfang 30 Jahre). Daraus folgt, dass die Kernzielgruppe von Regionalzeitungen die 30- bis 50-Jährigen sind (sein sollten). Aber: Mediensozialisation in Familie (und Schule). Darum sind „Zeitung in der Schule-Projekte“, wo Kinder und Jugendliche das Medium Zeitung kennenlernen, sehr wichtig.

Die folgenden vier Feststellungen betreffen die Nutzungstrends von Online-Auftritten der Zeitungen (Quelle der Zahlen, die zugrunde liegen: ARD/ZDF-Onlinestudie)

5. Das Internet gehört inzwischen zum Alltag, 75 bis 78 Prozent der Gesamtbevölkerung haben einen Internetzugang.

6. Vor fünf Jahren nutzten viele Leser das Internet ab 10 Uhr morgens, danach relativ gleichbleibend, abends ging die Nutzung zurück. Inzwischen hat sich dieses Verhalten geändert. Ab 10 Uhr morgens nimmt die Nutzung noch immer zu, der Höhepunkt ist allerdings abends nach der Arbeit erreicht.

7. Regelmäßige Nutzer des Internets suchen neben dem Netz Orientierung in Zeitungen.

8. Crossmedia-Nutzer sprechen der Zeitung in punkto Orientierungssleistung mehr Kompetenz zu. Aber: Das ist kein Alleinstellungsmerkmal.

Die abschließenden Feststellungen beziehen sich auf die Leserwünsche an Lokalzeitungen (folgend aus einer Doktorarbeit am IPJ, siehe auch bei message) .

9. Leser wollen Aktualität und Glaubwürdigkeit. An dritter Stelle erwarten sie Verständlichkeit (eine gute Sprache ohne Phrasen) sowie eine kritische Berichterstattung.

10. Lokalzeitungsleser wollen eine umfassende Orientierung. Sie legen Wert auf eine kompetente Berichterstattung über Kommunalpolitik genauso wie Landespolitik. Wichtig: Reporter müssen in der Berichterstattung den Aspekt herausarbeiten, der für alle Leser interessant sein kann und nicht nur eine bestimmte Gruppe. Also General Interest statt Special Interest.