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Buchtipp: Das Europalexikon

Buchcover "Das Europalexikon" in der bpb Lizenz. Foto: © bpb

Buchcover „Das Europalexikon“ in der bpb Lizenz. Foto: © bpb

In Sachen EU und Europa ist es manchmal schwer, den Überblick zu bewahren. Es gibt sehr viele Institutionen, Akteure, Verfahren, manche von ihnen heißen dazu noch ähnlich, und sie verändern sich.

Wie war das gleich noch mal mit dem Europäischen Rat und dem Europarat? Was hat sich konkret durch den Vertrag von Lissabon verändert? Wer vertritt alles die Interessen der Regionen? Und was muss man über den Schengenraum wissen?

Gerade als Journalist braucht man kurze, gesicherte Informationen zum Nachschlagen, um aktuelle Entwicklungen einordnen zu können. Das Das Europalexikon von Hüttmann und Wehling wurde kürzlich noch aktualisiert. Es ist eine von vielen Optionen, das Hintergrundwissen aufzufrischen.
In der bpb-Lizenz kostet es 4,50€.
Hier kann man es bestellen.

 

Teilnehmerstatements

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Daniela Schneider, Lokalredakteurin bei der Tageszeitung Die Neckarquelle, über die bpb-Redaktionskonferenz „Europa lokal“ in Offenburg. 23. bis 25. Oktober 2013.

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Rainer Wilkes, Redakteur bei Radio Lippe Welle Hamm, über die bpb-Redaktionskonferenz „Europa lokal“ in Offenburg und gemeinsame Erkenntnisse für den Lokaljournalismus in Print und Radio. 23. bis 25. Oktober 2013.

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Andre Dolle, Reporter bei der Braunschweiger Zeitung, über die bpb-Redaktionskonferenz „Europa lokal“ in Offenburg. 23. bis 25. Oktober 2013.

 

 

„Wir haben ein Vermarktungsproblem“

Matthias Groote, einer der 14 Vizepräsidenten des EU-Parlaments und SPD-Abgeordneter aus Niedersachsen.

Matthias Groote ist SPD-Abgeordneter aus Niedersachsen. Er stellte sich den Fragen der Lokaljournalisten im Straßburger Europaparlament. Foto: Gaisbauer

 

Wieso sollte uns das überhaupt interessieren? Das ist die entscheidende Frage, die Lokaljournalisten ihren Lesern und Hörer auf den Punkt genau beantworten müssen, wenn sie über die EU berichten. Die Hinweise auf Frieden und Freiheit reichen nicht, es muss ein greifbarer Bezug zum Alltag her, der über verbreitetes Halbwissen hinausgeht; die EU bestimmt mehr als den Krümmungsgrad von Gurken. Es ist eine Frage, die die Redaktionskonferenz „Europa lokal“ am Mittwochabend bei einem Ausflug nach Straßburg ganz besonders beherrschte. Hier sitzen die Leute, die persönlich Rede und Antwort stehen können. Wie Matthias Groote. Ein bisschen umzingelt sah er aus, zwischen all den Journalisten in einem der kleineren Sitzungsräume innerhalb des Europäischen Parlaments. Er ist seit 2005 Mitglied des  Europäischen Parlaments und seit 2012 Vorsitzender des Umweltausschusses ENVI. „Seine“ Region ist die Weser-Ems, im Alltag ist für persönliche Besuche jedoch nur wenig Platz, das Jahr hat 44 Sitzungswochen.

„Wir arbeiten hier auch an der Gesetzgebung mit, wir können etwas bewegen, aber das wird oft nicht richtig vermarktet“, sagt Groote. „Wir machen die Noten, auch wenn die Musik manchmal woanders spielt“. Genau an dem Mittwoch haben die Abgeordneten gegen das Swift-Abkommen gestimmt, das Abkommen zum Austausch von Bankdaten mit den USA. Weitere Beispiele seien die Regulierung der CO2-Ausstoßgrenze von PKWs oder Kontrollen und Transparenz rund um Zigaretten. Für die CO2-Emissionen hätte er sich beispielsweise im Abstimmungstext eine Übersetzung des maximalen Ausstoßes in den Kraftstoffverbrauch pro Kilometer gewünscht, „damit die Leute sich das besser vorstellen können“. Selbst das Thema EU und Gurken werde häufig missverstanden, letztens sei der Krümmungsgrad dazu da, um eine effiziente Verpackung und Transport zu gewährleisten. Die Bedeutung der EU-Einrichtungen ließe sich auch an den 20.000 bis 30.000 Lobbyisten ablesen, die um Einflussnahme ringen.

Die Seminarteilnehmer im Gespräch mit dem Europaabgeordneten Matthias Groote.

Die Seminarteilnehmer im Gespräch mit dem Europaabgeordneten. Foto: Dudeck

„Die Wahlbeteiligung bei der Europawahl ist sehr gering. Wie soll man das den Leuten schmackhaft machen?“, wollte einer der Teilnehmer wissen.  „Ich wünsche mir einen Wahlkampf mit Duellen“, sagte Groote. Er setzt auf eine stärkere Personalisierung des Wahlkampfes, mit Spitzenkandidaten von allen Seiten. Außerdem trete eine niedrige Wahlbeteiligung auch auf anderen Ebenen auf und sei kein EU-Problem.

Es ging noch konkreter. Journalistische Bedürfnisse sind Groote nicht unbekannt, auch er war Anfang der Neunziger-Jahre mal freier Mitarbeiter bei einer Zeitung. „Wenn Sie noch beim Fehntjer Kurier wären, was würden Sie morgen schreiben?“, fragte Liane von Droste, Journalistin und Leiterin des Seminars. Ad hoc nannte Groote drei Punkte: Lebensmittel und Vermarktung,  Verbraucherthemen anhand von einzelnen Beispielen, wie zum Thema Kfz – „das muss jedoch vernünftig erklärt werden und darf nicht zu technisch-abstrakt sein“, ergänzte Groote –  und den Wandel von kleinen Kommunen, die mit Alterung und der Abwanderung in Städte zusammenhängt.

Die 24 Lokaljournalisten fühlen dem EU-Politiker auf den Zahn.

Die 24 Lokaljournalisten fühlen dem EU-Politiker auf den Zahn. Foto: Dudeck

Für das letztere sollten Journalisten vor allem die Strukturförderungsprogramme der EU, die Strukturfonds, im Blick behalten. Eine Meinung zum erfolgreichen Einsatz von Sozialen Netzwerken wie facebook und Co. hatte Groote auch: „Man muss schon etwas zu sagen haben, wenn man damit jemanden erreichen will. Und man kann interessante Menschen kennenlernen“.

Besuch im Straßburger EU-Parlament

 

Auf ins Europaparlament in Straßburg! Foto: Dudeck

Auf ins Europaparlament in Straßburg! Foto: Dudeck

Einchecken im Straßburger Europaparlament. Foto: Dudeck

Einchecken im Straßburger Europaparlament. Durch den Gebäudekomplex des Straßburger Parlaments führte uns Jens Pottharst (Mitte rechts, mit braunem Umschlag) vom Berliner Pressedienst des EU-Parlaments. Foto: Dudeck

Jens Pottharst ist Pressereferent des Europäischen Parlaments und arbeitet in dessen Informationsbüro in Berlin. Seine Kontaktdaten: Jens POTTHARST,  TelBerlin : +49 30 2280 1200,  Mobiltelefon : +49 15 11 72 57 196,  In Straßburg : +33 3 88 1 64025,  presse-berlin@ep.europa.eu

Hier geht es zur Pressetribüne im "Holzei" des Straßburger EU-Parlaments. Foto: Dudeck

Hier geht es zur Pressetribüne im „Holzei“ des Straßburger EU-Parlaments. Foto: Dudeck

Die Journalistengruppe beobachtet die Plenardebatte im Straßburger EU-Parlament von der Pressetribüne aus. Foto: Dudeck

Die Journalistengruppe beobachtet die Plenardebatte im Straßburger EU-Parlament von der Pressetribüne aus. Foto: Dudeck

 

Press only - im EU-Parlament gibt es einen Pressebereich mit Arbeitsplätzen für Hörfunk- und Fernsehjournalisten sowie die schreibende Zunft. Foto: Dudeck

Press only – im EU-Parlament gibt es einen Pressebereich mit Arbeitsplätzen für Hörfunk- und Fernsehjournalisten sowie die schreibende Zunft. Foto: Dudeck

 

Das Pressematerial ist in alle 24 Amtsprachen der 28 Mitgliedstaaten übersetzt. Foto: Dudeck

Das Pressematerial ist in alle 24 Amtsprachen der 28 Mitgliedstaaten übersetzt. Foto: Dudeck

Europa lokal – wertvolle Geschichten erzählen

Antonio Tajani, Vice-President of the EC in charge of Industry and Entrepreneurship gives a statement on the Toy Safety Campaign

Verbraucherschutz ist eines der populärsten EU-Themen im Lokaljournalismus: EU-Kommissar Antonio Tajani erklärt der Presse die alljährliche Kampagne für sicheres Spielzeug. Foto: EU-Kommission 2012

 

Die Europawahl im Mai 2014 treibt bereits jetzt Lokaljournalisten bei Radio und Tageszeitung um. „Europa lokal“ ist die erste Redaktionskonferenz der Bundeszentrale für politsche Bildung (bpb), bei der Radio- und Zeitungsmacher gemeinsam Konzepte entwickeln werden. Ihr Ziel: Praxistaugliche Modelle für Redaktionen, um Themen der Europäischen Union ganz konkret, lokal herunterzubrechen. Das Kompaktseminar startet am Mittwochnachmittag in Offenburg und läuft bis Freitagmittag.

Hier im drehscheibe-Blog zeichnen wir die Thesen und Diskussionen nach. PDFs der Gastbeiträge und der ausgearbeiteten Konzepte stellen wir online. Klinken auch Sie sich ein und schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen per Kommentar unter die Beiträge, twittern Sie mit #EUlokal oder nutzen Sie die drehscheibe-Seite auf Facebook.

Zum Programm:

Wie sag‘ ich’s meinem Leser/Hörer? – die Arbeitsgruppen

Wie erkläre ich dem Bürger daheim komplexe Gesetzte, an denen Parlament, Kommission und Rat in Brüssel und Straßburg feilen und zerren? Denn was auf europäischer Ebene beschlossen wird, wirkt sich immerhin bis in die kleinste Kommune aus. Es geht also alle etwas an.

Es stellt sich die Frage, wie viel Macht das EU-Parlament in diesem Gesetzgebungsprozess wirklich hat und welchen Einfluss dabei die Abgeordneten der heimischen Wahlkreises haben. Und wie funktioniert überhaupt die Europawahl? Eine der drei Arbeitsgruppen des Seminars entwickelt ein Wahlkonzept für die Redaktion mit Themen, Zeitplan und Recherchequellen.

Eine weitere Journalistengruppe sucht Recherchewege, die uns intesive Geschichten und wichtige Hintergründe zu Migration, Reise- und Arbeitsmarktfreiheit und Armutswanderung liefern. Sie gestaltet Themenseiten und plant eine Europasendung für den Hörfunk.

Wo werden genetisch veränderte Pflanzen angebaut und wo landen sie im Essen? Welche Konservierungsmittel sind in der Wurst, wo kommt das Fleisch her? Welches Spielzeug ist wirklich sicher? EU-Verbraucherthemen ziehen immer, denn sie sind ganz nah am persönlichen Leben, da hören selbst europamüde Bürger genauer hin. Für den interessanten Dreh findet die dritte Arbeitsgruppe Ideen, Recherchewege und Ansprechpartner.

Werkstattberichte aus Redaktionen

Am Donnerstagnachmittag packen Gäste aus Radio- und Tageszeitungsredaktionen ihre Werkstattberichte mit konkreten Beispielen aus: „Wie viel Europa wählen wir?“ unter Kollegen wird die Pflicht und Kür in der Wahlberichterstattung 2014 beratschlagt. Cai Rienäcker vom SWR, Uwe Wollgramm von Euranet Network und Christian Kucznierz von der Mittelbayerischen Zeitung stellen ihre Konzepte vor – und zur Diskussion.

Hintergrundwissen aus erster Hand

Jede Menge Hintergrundwissen werden die Journalisten von Gästen der Redaktionskonferenz abfragen. „Grenzenlos gut!?“: Aus dem gemeinsamen Zentrum der deutsch-französischen Polizei in Kehl berichtet Alexander Ulmer am Donnerstagvormittag. Und Norbert Mattusch kommt aus der Stabsstelle für grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Agenturen für Arbeit Offenburg und Freiburg.

Was Brüssel taugt, wird Staatsministerin Margit Conrad (SPD) mit den Journalisten diskutieren. Sie führt die Vertretung des Landes Rheinland-Pfalz beim Bund und der EU.

Aus seinem Alltag am Rhein berichtet Ortenaukreis-Landrat Frank Scherer (parteilos), er ist gleichzeitig Präsident des Eurodistrikts Straßburg-Ortenaukreis. Ob es dort grenzenlose Kommunalpolitik gibt, wird sich im Gespräch herausstellen.

Und auch die, um die es im Frühjar bei der Europawahl geht, kommen zu Wort. Gespräche mit drei Mitgliedern des Europäischen Parlaments rahmen die Veranstaltung ein. Zum Start trifft der Europaabgeordnete des EU-Parlaments Matthias Groote (SPD) die Journalisten zu einer Diskussionsrunde im Straßburger Europaparlament.

Und über Visionen, Perspektiven und lokale Botschaften eines endlich einigen Mitmach-Europas sprechen die Lokaljournalisten mit der sozialdemokratischen Europaabgeordneten Evelyne Gebhardt und ihrem Kollegen von der CDU, Andreas Schwab, zum Abschluss der Redaktionskonferenz am Freitagvormittag.

 

Der Porsche im Laden ist nicht kostenlos

Das letzte Podium auf dem Forum.

Das letzte Podium auf dem Forum.

Medienwandel, Hyperlokales, journalistischer Nachwuchs – all diese Fragen wurden auf dem 21. Forum Lokaljournalismus diskutiert. Auf dem letzten Podium aber ging’s ans Eingemachte – ums liebe Geld. Zur Diskussion stand die Frage, auf die bisher wohl niemand eine befriedigende Antwort geben kann: „Wie lässt sich leistungsfähiger Lokaljournalismus finanzieren?“

Die Diskutanten waren Gerlinde Hinterleitner, Chefredakteurin von derStandard.at, Rolf-Dieter Lafrenz, Geschäftsführer der Schickler Beratungsgruppe, Karl-Heinz Ruch, Geschäftsführer der taz, Lutz Schumacher, Chefredakteur des Nordkuriers, und Thomas Krüger, Präsident der Bundeszenrale für politische Bildung. Moderator war Horst Seidenfaden, Chefredakteur der Hessischen/ Niedersächsischen Allgemeinen.

Lutz Schumacher vom Nordkurier meinte, es gebe eine „simple Antwort“ auf die Frage nach der Finanzierung von gutem Journalismus: Es gehe schlicht und einfach darum, gute journalistische Produkte herzustellen, die die Menschen kaufen wollen. Das sei nicht anders als in jeder anderen Branche. „Ich bin fest davon überzeugt, dass es diese Nachfrage gibt“, betonte er.

Lafrenz von der Schickler Beratungsgruppe indes erinnerte noch einmal daran, dass es in Zukunft weniger Geld geben werde, da Anzeigenkunden wegfallen – im Lokalen wie im Regionalen. Er verwehrte sich dagegen, dass seine Agentur immer nur mit der Vorstellung verbunden werde, sie schlage Stellenkürzungen in den Redaktionen vor. All die anderen Maßnahmen, die sie als Berater empfehlen, würden dabei vergessen.

Provokant fragte Seidenfaden, ob die Schließung von Zeitungen – wie etwa der Westfälischen Rundschau – die Lösung sei. Und was bedeute Leistungsfähigkeit, wenn die Tageszeitungen noch immer die Tagesschau von gestern abbildeten?

Bpb-Präsident Krüger meinte, es habe auch etwas mit der Frage von Leistungsfähigkeit zu tun, wenn eine Lokalzeitung den kritischen Bericht über Arbeitsbedingungen bei Lidl nicht bringe aus Angst vor dem Verlust von Anzeigen.

Karl-Heinz Ruch von der taz indes kritisierte den Begriff „leistungsfähiger Journalismus“ oder „Qualitätsjournalismus“. Journalismus sei ein Beruf, den man ausüben könne und von dem man leben könne – was den Journalisten zum Beispiel vom Blogger unterscheide. Es müssten Geschäftsmodelle gefunden werden, die mit weniger Geld auskommen und dennoch Journalisten finanzieren. Er räumte im Übrigen ein, dass der taz klar sei, dass sie keinen Lokaljournalismus könne.

Lutz Schumacher vom Nordkurier schilderte die Lage seiner Zeitung, die in einem sehr dünn besiedelten Gebiet erscheine. Trotzdem funktioniere das Konzept der Zeitung. Er sei fest davon überzeugt davon, dass Lokaljournalismus eine Zukunft habe. Nur dürfe man nicht selbstgefällig sein, man müsse mutig in die Zukunft sehen und solle nicht jammern. Den Vorwurf des Moderators, das klinge ein wenig nach „Weiter wie bisher“ wies er zurück. Es gehe darum, Ideen für die Zukunft zu entwickeln.

Schreiben, was der Leser lesen will?

Thomas Krüger betonte den kulturellen Wechsel, der durch das Internet vonstatten gehe. Dieser ermögliche es, den Leser mehr einzubeziehen. Man müsse „Kolaboration als Arbeitsprinzip“ etablieren. Lafrenz indes beobachtet eine „Halbierung des Interesses an politischer Berichterstattung“ in der Bevölkerung. „Die Leute interessiert das immer weniger“, sagte er. Aber immer noch hätten viele Zeitungen die gleiche Seitenstruktur wie früher – mit Politikteil etc.. „Haben wir nicht versagt, wenn sich die Leute nicht mehr für Entscheidungen des Gemeinderats interessieren?“, fragte daraufhin Lutz Schumacher. Dies sei ein kollektives Versagen des Lokaljournalismus.

Krüger wandte ein, dass viele Fragen nicht als Themen erkannt würden – weder von Journalisten, noch von der Bevölkerung. Solche Fragen – er erwähnte ein Beispiel zum Theme Rechte von Gefängnisinsassen – gelte es aber auch gegen den Trend aufzugreifen. Der Journalist sei angehalten, kritisch nachzufragen, das könne bei aller Ökonomie nicht links liegen gelassen werden. „Es geht darum, Fragen zu stellen, die sonst nicht gestellt werden“, sagte er.

Hinterleitner betonte, dass es nötig sei, die Leser in die journalistische Arbeit einzubeziehen – sei es über Facebook oder auf andere Art. Sie betonte aber auch, dass sie im Standard durchaus auch Geschichten erzählen würden, die sie für nötig halten, auch wenn sich zunächst nicht alle dafür interessieren.

Wie umgehen mit Online?

Ruch wies daraufhin, dass es genügend Leser gebe. „Aber sie lesen im Netz.“ Damit wandte sich die Runde dem Umgang mit der Herausforderung durch das Internet zu. Ruch erwähnte die jüngste koordinierte Adblocker-Aktion großer Tageszeitungen, die ihre Leser auffordert hatten, auf den Online-Seiten die Werbung nicht wegzuschalten, weil die Verlage diese Einnahmen bräuchten. Für die taz sei das Internet im Übrigen ein Segen: „Unsere Publizität wird gesteigert.“ Die Leser seien zahlungswillig, man müsse sie nur abholen.

„Print geht zurück, Online stagiert – und jetzt wollen wir Geld dafür verlangen?“, fragte Horst Seidenfaden erneut provokant in die Runde.

Lafrenz betonte, wenn man Inhalte kostenfrei ins Netz stelle, könne man keine Redaktion bezahlen. Die Reichweite von regionalen Medien gebe das nicht er. Die Hoffnung, dass die Anzeigenerlöse wachsen würden, sei Illusion. Man komme um Paid-Content-Modelle nicht herum. Die Online-Auftritte seien meist aber noch nicht so ausgestattet, dass jemand dafür zahlen wolle. Es gehe kein Weg an geschlossenen Abomodellen vorbei. Eine Metered Paywall, Geld für einzelne Artikel zu erlangen reiche nicht aus.

Schumacher stimmte im Prinzip zu und meinte: „Wir müssen aufhören damit, unser Produkt zu verschenken.“ Jemand, der einen Porsche im Laden ansehe, könne ihn auch nicht mit nach Hause nehmen, ohne zu bezahlen. Nötig sei es, ein gutes Produkt zu machen, dann bekomme man auch Geld dafür.

Hinterleitner wandte indes ein, dass es ein großes strategisches Problem beim Thema Paid Content gebe. Die Nachricht als solche sei so weit verbreitet, dass ihr Preis gegen null tendiere. „Für welche Nachrichten wollen wir denn Gebühren verlangen?“

Lafrenz hielt dagegen: „Die Nachrichten aus der lokalen Gemeinde gibt es nicht über Google News.“ Hinterleitner konterte: „Auch lokale Nachrichten werden zum Beispiel über Facebook schnell verbreitet.“

Wo kommt das Geld zukünftig her?

Krüger betonte zum Schluss noch einmal, dass das Produkt verkauft werden müsse. Man müsse dem Leser etwas anbieten, für das er zahle will. Es werde in den Verlagen zu wenig selbstreflektiert über die eigene Ökonomie diskutiert. Es gehöre dazu, einen selbstkritischen Diskurs zu führen und Kritikfähigkeit zu beweisen. Das Pfund sei immer noch die Credibilität der Tageszeitung, die Glaubwürdigkeit der Marke in der Region.

Für Schumacher vom Nordkurier ist klar, dass Geld von Stiftungen oder Subventionen zu nehmen, der falsche Weg sei. „Wir müssen uns dem Markt stellen“, sagte er. Man mache interessante Produkte, die gekauft werden sollten. Man solle nicht darüber nachdenken, woher das Geld komme. „Wir sollten nicht denken wie der Bergbau im Ruhrgebiet. Wenn es wirklich vorbei sein sollte – dann ist es eben so. Ich glaube aber nicht daran.“

Daran glauben wollten sicherlich die meisten Zuhörer auch nicht. Letztlich konnte die Frage nach der Finanzierung von leistungsfähigem Lokaljournalismus – erwartungsgemäß – nicht völlig geklärt werden. Die Diskussion über die Zukunft des Lokaljournalismus aber ist in vollem Gange. Zum Verzagen gibt es, wie das 21. Forum Lokaljournalismus gezeigt hat, keinerlei Anlass.