Interview: Eddi Langner, Kreiszeitung Böblinger Bote
Kamera: Martin Kalitschke, Westfälische Nachrichten
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Der kreative Wackeldackel
Moin, Tag Nummer 2 beim Modellseminar. Und Martha Lindner von der VHS Augsburg ist da, um uns alle „geistig auf Trab zu bringen“. Jetzt marschieren hier alle durch den Raum und zählen in Dreierschritten rückwärts. Na, wenn’s hilft… „Wir müssen schauen, dass wir unseren Computer hochfahren!“, sagt sie. Okay, dann mach ich mal kurz mit…
Puuh, ich stell‘ mir grad vor, wenn wir das tatsächlich jeden Tag im Büro machen sollen. Ich glaube, da ziehe ich ’ne ordentliche Joggingrunde vor – vor allem, wenn ich sehe, dass wir jetzt alle Quadrate zählen sollen. Wer bietet mehr? Es sind mehr als 30, mehr als 45 … „Was wir wollen, ist unser Gehirn zu erweitern“, sagt Martha Lindner. Jetzt kommt der „Wackeldackel“ – ihr wisst schon, dass kleine Tierchen, das hin und wieder hinten im Auto sitzt und bei jedem Schlagloch zu nicken beginnt. Das machen jetzt die KOllegen hier im Raum – ganz freiwillig. Dieses Wackeln soll dem zweiten Nackenwirbel helfen.
9:20 Uhr! Gehirnjogging beendet!
Bewegung ohne Schwitzen
dafür mit geistiger Aktivität – 40 Journalisten im Frühsport inklusive Kopfrechenüben: Laufen und Rechnen 100-3, 97-3… sie machen es toll.
Guten Morgen aus dem Modellseminar „Das Netz ist lokal“
Und weiter geht’s: Quadrate zählen. Auf Papier. Viereck in Viereck, da wird sich grad überboten 32, 37 40, 52… Viehauktion?
Auf jedenfall wird hier aktiv die Konzentration gesteigert. Martha Lindner von der VHS Augsburg macht’s möglich…. Gehirnjogging hat null mit dem Thema zu tun, dass im Anschluss bearbeitet wird, vielmehr soll das Hirnnetz erweitert werden, neue Kontaktstellen sollen geküpft werden. Das ist wie bei den Lokalzeitungen. Wir erinnern uns an gestern abend und Meinolf Ellers: Neue touch points schaffen, das verbessert die Leser-Blatt-Bindung.
5+5+5=550
Naja die Rechnung geht nicht ganz auf. Aber unsere Aufgabe: Einen Strich in die Rechenzeichen einfügen, damit das Ergebnis stimmt… Und liebe Leser? Rechenfüchse?
Das wars. Applaus für Martha Lindner, Seminarhund Emma bellt.
Street Figthing Spirit
Übrigens: Bei der WAN-Ifra Expo 2010 in Hamburg kam der für mich bemerkenswerteste Satz von einem Journalisten aus einem kleinen belgischen Zeitungshaus: „Wer zu viele Abonnenten hat, verliert den Street Fighting Spirit.“ Das Zitat stammt von Marcel Grauls, Projectmanager Limbolink der belgischen Tageszeitung Het Belang Van Limburg (http://www.hbvl.be). Die Belgier holten sich in Hamburg den ersten Preis des Cross Media Awards 2010 für Limbolink (limbolink.hbvl.be).
Sei Mittelpunkt eines Netzwerkes
dpa hat früher nach den Erläuterungen von Meinolf Ellers im Kamingespräch auch über zwei Monopole verfügt: die Übertragungtechnik per Fernschreiber, Fax oder Satellit, was für die Verlage seinerzeit unbezahlbar gewesen wäre, und die Nachrichten rund um den Globus an sich, die niemand anders in Echtzeit beschaffen konnte.
Heute folgt dpa dem Rat von Jeff Jervis: „Die nächste Generation lokaler Nachrichten wird nicht mehr in Medienunternehmen sondern in Internet-Communitys entstehen. Nachrichten sind nur ein Teil der Bedürfnisse einer Community. Diese Gemeinschaft im Internet braucht auch eine reibungslose Organisation, Medienunternehmen und Netzwerke können dies liefern. Ensprechend sollte es das Ziel sein, Plattformen im Netz anzubieten, die Communitys ermöglichen, das zu tun, was sie tun wollen, das zu teilen, was sie teilen wollen und das zu wissen, was sie kollektiv wissen wollen. Nachrichten werden ein Produkt der Community werden, so wie sie gleichzeitig ein Service für sie sind.“ http://www.drehscheibe.org/303/
dpa.news ist laut Ellers eine solche Community. Seither spült dpa seine Nachrichtenpakete nicht mehr per Strahlrohr in die Redaktionen, sondern die Chefredakteure artikulieren über die News-Community, was sie benötigen, gemäß dem Leitmotiv: Werde Plattform, sei Mittelpunkt eines Netzwerkes.
Sei Mittelpunkt eines Netzwerkes
dpa hat früher nach den Erläuterungen von Meinolf Ellers im Kamingespräch auch über zwei Monopole verfügt: die Übertragungtechnik per Fernschreiber, Fax oder Satellit, was für die Verlage seinerzeit unbezahlbar gewesen wäre, und die Nachrichten rund um den Globus an sich, die niemand anders in Echtzeit beschaffen konnte.
Heute folgt dpa dem Rat von Jeff Jervis: „Die nächste Generation lokaler Nachrichten wird nicht mehr in Medienunternehmen sondern in Internet-Communitys entstehen. Nachrichten sind nur ein Teil der Bedürfnisse einer Community. Diese Gemeinschaft im Internet braucht auch eine reibungslose Organisation, Medienunternehmen und Netzwerke können dies liefern. Ensprechend sollte es das Ziel sein, Plattformen im Netz anzubieten, die Communitys ermöglichen, das zu tun, was sie tun wollen, das zu teilen, was sie teilen wollen und das zu wissen, was sie kollektiv wissen wollen. Nachrichten werden ein Produkt der Community werden, so wie sie gleichzeitig ein Service für sie sind.“ http://www.drehscheibe.org/303/
dpa.news ist laut Ellers eine solche Community. Seither spült dpa seine Nachrichtenpakete nicht mehr per Strahlrohr in die Redaktionen, sondern die Chefredakteure artikulieren über die News-Community, was sie benötigen, gemäß dem Leitmotiv: Werde Plattform, sei Mittelpunkt eines Netzwerkes.
Portal lokaler Meinungsvielfalt
Kern eines künftigen Geschäftsmodells für lokale Tageszeitungen sind für Meinolf Ellers zwei untrennbar miteinander verbundene Elemente:
1. Wie einst am Lagerfeuer wird es immer Menschen geben, die das Talent zum Geschichtenerzähler haben und die anderen, die zuhören.
2. Die Zeitungen müssen Moderatoren in ihren lokalen Märkten sein und dürfen das Feld nicht anderen überlassen.
Geschichtenerzähler zeichnen sich für mich durch Subjektivität aus. Genau daran mangelt es in der lokalen Berichterstattung, die oft zu steril, zu keimfrei ausfällt. Es fehlt an Typen, an Originalen, am Mut zur pointierter Darstellung, an der sich die Menschen reiben und ihre eigene Meinung bilden können. Das schafft Aufmerksamkeit, das schafft Spannung, das Gegenteil von Langeweile.
Lokale Zeitungen haben die Kompetenz und den Überblick, Menschen zusammenzubringen. Das könnte zum neuen Alleinstellungsmerkmal werden, quasi als Ausgleich für den Verlust der früheren Monopole der medialen Verbreitung und des Nachrichtenfilters. Wer die Distributionswege mithilfe eines einzigen Produktes nicht mehr künstlich knapp dosieren kann, um damit Geld zu verdienen, sollte sich radikal öffnen: die Vielfalt moderieren, die Rolle des lokalen Guides übernehmen, Events schaffen, Messplatz sein. Online dürfte sich aus meiner Sicht nicht darauf beschränken, nur die eigenen Lokalnachrichten in die Welt zu pusten, sondern muss die Gesamtheit kommunaler Internetpräsenz abbilden, als Portal lokaler Meinungsvielfalt.