Alle Artikel in: Modellseminar Web 2.0 2010

Das Netz ist lokal – Qualitätsjournalismus schafft neue Angebote
Modellseminar vom 15. bis 19. November 2010 in Augsburg

Geborgte Euphorie

Donnerstagabend, 2130 MEZ. Twitter, Facebook, Stayfriends und Konsorten liegen in den letzten Zügen. Von der Be- und Verarbeitungswonne her. Erinnerungen werden wach. Damals, rund 1000 Tage her. Sie nannten es Second Life. Und einige meiner früheren Redaktionskollegen wähnten sich als Giganten, mindestens als Stützpfeiler und Geburtshelfer einer neuen Welt. Alles binnen zwei Jahren pulverisiert. Und keine Trauer nirgends. Andere Säue, andere Dörfer. Längst. Irgendwas gelernt? Tempo frisst Bedeutung. Maybe. Was wird aus dem 140-Zeichen-Hype? Schon mal jemand einen Schritt zurück getreten? Tageszeitungen würden nicht das erste Mal dem Versuch erliegen, coole Trends rechts zu überholen. Über das Verbot (StVo) will ich hier nicht maulen, indes, hat es je geklappt? Kann die Kopie cooler sein als das Original? Seltenheitswert. Nicht mal WM-Torschützenkönig Thomas Müller (Bayern) ist cooler als sein Namesvorgänger Gerd Müller (bekannt als „kleines dickes Müller“). Sodann, was soll die Jagd auf die Gesichtsgebückten (Achtung, Hier leichte Verfälschung der Anglizismen)? Die Medienseiten in Tageszeitungen sind schlechter als im Computermagazin, die Musikseiten schlechter als bei Spex, die Jugendseiten schlechter als bei Bravo und die Sporthintergründe schlechter …

Vom kleinen Vögelchen

Super, es hat funktioniert. Nach vier Tagen in Augsburg und vier Tagen Seminar über die Chancen von Social Media, bin ich infiziert. Auf meinem iPhone sind zwei neue Apps zu finden: eins davon ist ein weißes F auf blauem Hintergrund und ein weißes Vögelchen. Nein, letzteres ist nicht die Friedenstaube, sondern der kleine Zwitscherer von Twitter. Und das F? Facebook natürlich. Ich gehöre jetzt zur großen Family! Bin immer dabei und immer auf dem neuesten Nachrichtenstand.  Wobei Nachrichten ja immer relativ sind. Mal sehen, ob es ein harmonisches Miteinander wird … Mein iPhone-Akku nimmt das alles jedenfalls ziemlich mit.

Besprechungskekse

mjammi. Kaffeepause mit Besprechungskeksen. Die Besten sind eindeutig die Sandkekse mit Schoko. Und dabei erfährt man ja so einiges. Da sickern Informationen durch, was die vier Arbeitsgruppen denn so geplant haben für die große Präsentation am Freitag. Natürlich wird’s auf jeden Fall wegweisend und eine Revolution für den Online-Journalismus. Es bleibt spannend.

Im Kasten

Letzter Take – alles im Kasten. Die Schauspieler werfen mir böse Blicke zu, habe ich mit meinem Gelächter doch ständig die Dreharbeiten unterbrochen. Der Film hat durchaus seine Qualitäten, auch wenn die wohl eher im Bereich der Comedy a la Didi Hallervorden liegen. Naja egal, jetzt gehts ans Schneiden und morgen stellen wir uns dann dem kritischen Fachpublikum…

Am Set II

So, nachdem die feinen Herren Schauspieler sich nach dem Mittagessen endlich wieder eingefunden haben, kann es weitergehen. Doch schon nach wenigen Minuten kommt es zu ersten Differenzen zwischen Regisseur und Darstellern – den einen fehlt hier eindeutig der künstlerische Wert in Sachen Kameraführung, dem anderen sind die Charaktere einfach zu statisch. Der Tonmann schwenkt derweil gelangweilt seinen Mikrofongalgen, der Mann von der Maske liest Zeitung, der Produzent surft im Internet. Zum Glück haben die Schauspieler genau in diesem Moment saubere Textprobleme – die folgenden Lachsalven reißen das gesamte Team aus der Lethargie. Der Spaß kehrt zurück….

Der richtige Dreh

Die Hauswirtschaftschefin von Haus St. Ulrich ist glücklicherweise äußerst hilfsbereit: Sie händigt mir einen wunderschöne Wischmobstiel aus, Alu, Teleskopausführung, genau richtig für die Zwecke der AG Online-Recherche. An der Rezeption schnorre ich eine Rolle Klebeband. Wir brauchen Zubehör für unsere Dreharbeiten (nein, es wird niemand gefesselt und geprügelt, die Infos zu unserem Wirtschaftskrimi um die Brauereien Projekt- und Fuchs-Bräu haben wir elegent, legal und ganz ohne Druck aus dem Web bezogen). Not macht eben erfinderisch. Das ist eigentlich ein schönes Sinnbild für diese Woche: Wir sind hier, weil wir wissen wollen, ob es ein Leben nach dem Papier gibt und für wen und was dazu qualifizieren könnte. Verlage sind in (Reichweiten-)Not und merken allmählich, dass sie was erfinden müssen. Hier wird es wenigstens versucht. Motto: Ideen first. Schauen wir mal, was aus einem Wischmobstiel alles werden kann … Gespräch bei Tisch: Ist es wirklich sinnvoll, sich jetzt mit viel Aufwand für I-Pad-Apps der Zeitungen zu engagieren. Nur wenige Leute besitzen solch ein Gerät. Andererseit: So ähnlich haben die Strategen in den Verlagen wohl auch gedacht, …

Am Set

Im Workshop Online-Recherche geht es in den Endspurt. Durchs Thema, soll heißen durchs world wide web hat man sich, mal mehr  mal weniger erfolgreich, geschlagen. Jetzt steht die Umsetzung der Präsentation an. Und multimedial wie dieses Seminar nunmal ist hat sich die AG vorgenommen, das Ganze cineastisch umzusetzen. Wie der Film wird? Keine Ahnung, aber die Dreharbeiten sind sehr unterhaltsam – oder auf gut deutsch: Ich schmeiß mich gleich weg….