Alle Artikel in: Folo 2015

Gedruckte Zeitung als visuelles Erlebnis

Ästhetisches Gespür ist Trumpf: Nicht nur neue Medienformate wie redaktionelle Apps und Bewegtbildformate im Online-Bereich fordern Redakteure gestalterisch heraus. Zeitungsdesigner Norbert Küpper liefert in seinem Vortrag „Best of European Newspapers“ ein Kontrastprogramm zur aktuellen Diskussion über die redaktionellen Herausforderungen durch die Digitalisierung. Stattdessen steht die gedruckte Zeitung im Fokus: Was macht eine Print-Zeitung für den Leser heute attraktiv, welche Trends im Zeitungsdesign lassen sich erkennen und wie können Redaktionen ein ansprechendes Layout umsetzen? Es lohne sich, in die gedruckte Zeitung zu investieren, davon ist Norbert Küpper überzeugt. Bereits 181 Neugestaltungen von internationalen Zeitungen hat er bislang begleitet. Gleichzeitig beobachtet er als Initiator des „European Newspaper Award“ stetig die Entwicklungen auf dem Printmarkt. Inhaltliche Qualität dient aufgrund der stetig wachsenden Online-Konkurrenz schon lange nicht mehr als alleiniges Verkaufsargument: „Wir verkaufen unsere gute Ware etwas unter Wert“, betont der Experte und gibt den Journalisten gleich Handlungsempfehlungen für die grafische Umsetzung in den Redaktionen mit auf den Weg. Bildsprache, klare Strukturen und Liebe zum Detail Gemäß dem Slogan, „wenn ich die News wegnehme, dann habe ich nur noch …

Wege auf den Journalistenolymp

Wie werde ich Preisträger? Diese Frage versuchten Dr. Dieter Golombek und Heike Groll aus der Jury des Deutschen Lokaljournalistenpreises der Konrad-Adenauer-Stiftung zu beantworten. Chefredakteur Peter Pauls vom Kölner Stadt-Anzeiger versuchte, Tipps, Tricks und Kriterien aus den beiden herauszulocken. Die Gäste waren gut gewählt bei dem Thema. Golombek war jahrelang Sprecher der Jury des Deutschen Lokaljournalistenpreises und hat überdies vor 40 Jahren das Lokaljournalistenprogramm der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb gegründet. Inzwischen hat er das Amt des Jurysprechers niedergelegt, und seine Nachfolgerin ist Heike Groll, die auch Mitglied der Chefredaktion der Magdeburger Volksstimme ist. Was kann man nun tun, wenn man unbedingt einen journalistischen Preis gewinnen will? Ist so etwas überhaupt machbar? Gibt es dafür ein Rezept? Der Sieger aus Sindelfingen Zunächst bat Pauls Jürgen Haar, den Chefredakteur der Sindelfinger Zeitung/ Böblinger Zeitung, auf die Bühne. Die Zeitung hat in diesem Jahr den Deutschen Lokaljournalistenpreis für eine Geschichte über Geothermienutzung und ihre Folgen gewonnen. Sie hatte multimedial darüber berichtet, dass 100 Wohnhäuser in der Region Schäden wegen Erdbohrungen davongetragen hatten. Haar betonte, dass seine Redaktion nur aus …

Sensorik für das Volk

Demokratie braucht lokale Massenmedien fernab der Hofberichterstattung – darüber herrscht Einigkeit auf dem Forum Lokaljournalismus. Aber wie umgehen mit dem Lügenpresse-Vorwurf? Mit dieser Frage befasst sich das Nachmittagspanel. Binnen wenigen Wochen waren sie auf den Straßen – die 25.000 Pegida-Anhänger in Dresden. Ein Beben ging durchs In- und Ausland, die Proteste zogen eine lebhafte Diskussion über die Glaubwürdigkeit der Presse nach sich. „Einen Gedanken, der uns in Dresden umtreibt: Viele Leute interessieren sich nicht mehr für die Themen, die wir weitergeben und reflektieren. Wir machen vielleicht handwerklich einen guten Job, aber das Thema interessiert nicht mehr“, gesteht der Chefredakteur der Sächsischen Zeitung Uwe Vetterick ein. Den Lokalzeitungen würden schlicht Tools und andere Ressourcen fehlen, um nachzuspüren, was das Volk bewegt. „Warum braucht Demokratie lokale Massenmedien“, fragt das Nachmittagspanel am zweiten Tag des Forums Lokaljournalismus. Die Antworten liegen auf der Hand – von der Wächterfunktion der Medien bis hin zur Aufgabe, zwischen Bürgern und Politikern zu moderieren. „Es kommen enorme Herausforderungen auf uns zu – beispielsweise mit der Energiewende“, sagt Franz-Reinhard Habbel, Sprecher des Deutschen Städte- …

„Heimat muss einen Platz haben“

Was haben Lokalpolitiker Lokaljournalisten zu erzählen? Das war die spannende Frage, als der Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters die Bühne betrat. „Zeitung 4.0“ – darunter konnte sich Roters zunächst nicht viel vorstellen. Der Blick in die USA aber zeigte ihm, dass 4.0 bereits viele Lebensbereiche erreicht habe – von der Gesundheit bis zur Energie. Für ihn sei wichtig, dass das Thema 4.0 gerade auch im Bereich der lokalen Medien betrachtet werde. In einer Zeit der Digitalisierung bräuchten die Menschen Orientierung. Sie fragten sich, wohin sich unsere Welt entwickle. Und deshalb sei es wichtig, dass auch lokale Medien diese Fragen aufgreifen würden. Schnelle Informationen, aktuell und passgenau – wie gelingt es in unserer medialen Welt, gesellschaftliche Diskurse zu organisieren und öffentliche Meinung herzustellen, fragte Roters. Gladbecker Geiseldrama Er erinnerte etwa an das Gladbecker Geiseldrama, das seinerzeit viele Fragen aufgeworfen habe, Fragen der Organisation, des Umgangs mit solchen Ereignissen, auch ihrer journalistischen Begleitung. Die Dinge hätten sich seither entschieden verändert, Informationen seien viel schneller zugänglich. Darauf müsste sich zum Beispiel die Politik einstellen. Ein spannendes Thema – auf …

„Der Lokalredakteur ist soziales Medium“

Klare Worte auf dem Podium zum „Change Management“. Wandel bedeutet auch Schmerz, und wer laut dem RP-Chefredakteur Michael Bröcker nicht mitzieht, muss eben gehen. Wie funktioniert erfolgreicher Wandel? Dieser Frage stellen sich die ersten Podiumsgäste am zweiten Tag des Forum Lokaljournalismus. Es diskutieren die Praktiker Ralf Freitag, Geschäftsführer Medien und Kommunikation der Lippischen Landes-Zeitung, und Chefredakteur der Rheinischen Post Michael Bröcker, sowie die Change-Managerinnnen Brigitte Schwinge von p4d/partnership for development und Nicole Hanisch, stellvertretende Geschäftsführerin rheingold salon, der kürzlich eine tiefenpsychologische Studie zum Mediennutzungsverhalten veröffentlicht hat. Wandel, so sind sich Podium und Publikum einig, ist kein linearer Prozess, er vollzieht sich permanent, ohne Atempause. „Wandel geht am besten, wenn sich die Chefredakteure rausziehen“, findet Bröcker. Sein Team arbeitet beispielsweise gerade an unterschiedlichen Apps. Er skizziert etwas Aufbruchgeist von Silicon Valley in Düsseldorf: Seine gemischten Teams würden sich auch in Co-Working-Spaces treffen, wo es sich vielleicht leichter darüber nachsinnieren lässt, was sich beispielsweise junge Leser von der RP erwarten. Auf den Plan stehe gerade eine „sexy und einfach zu bedienende“ Swipe-App – mit Ausgeh- und Freizeittipps. …

Startup aus Tradition

Ein überzeugter Sauerländer und unverdrossener Blattmacher erzählt von seiner Verlegerfamilie. Eine Märchenstunde voller Erfolgsgeschichten? Mitnichten. In seiner 125-jährigen Geschichte hat das Süderländer Tageblatt nämlich mehrmals schwere Zeiten erlebt. Aber Nordrhein-Westfalens kleinste Tageszeitung erscheint weiterhin – mit einer Auflage von derzeit 5478 verkauften Exemplaren. Das klappt auch deshalb, weil das Unternehmen wie ein Start-Up funktioniert. In seiner amüsanten Rede referierte Stefan Aschauer-Hundt sehr emotional über die Entwicklung des „Zeitungszwergs“ (Aschauer-Hundt) aus Plettenberg im Sauerland. Es ist eine Geschichte mit Höhen und Tiefen – aber voller Superlative. Der Chef vom Dienst des Süderländer Tageblatts sprach von den Ursprüngen seiner Verlegerfamilie, die Verlagshaus und Druckerei zunächst in Hattingen im Ruhrgebiet betrieben hatten. Bewegte Geschichte Erst nach dem Ersten Weltkrieg, im Oktober 1919, wurde Otto Hundt Verleger des Süderländer Tageblatts. Zuvor hatte es mehrfach den Besitzer gewechselt. Während der Herrschaft der Nationalsozialisten standen die Verantwortlichen der neutralen Heimatpresse aus Plettenberg unter dem enormen Druck des Regimes, im Mai 1941 mussten sie sogar den Redaktionsbetrieb einstellen. Dennoch konnte der Verlag auch während der Kriegszeit eine Zeitung mit lokalen Nachrichten und …

„Die Anzeigenkunden rennen uns nach“

Inspiration und Unternehmergeist – Was können Medienhäuser von Start-ups lernen? So lautete die Fragestellung des dritten Podiums. Moderator Lars Grasemann, Marketingexperte von den Netzstrategen, präsentiert drei Beispiele für Start-ups, die Verlage und Journalisten inspirieren können. Go.Berlin Als erstes erläutert Bernd Ziegenbalg, Geschäftsführer von Raufeld Medien, das Konzept hinter GoBerlin . Der mobile Stadtführer wird mit den Inhalten der vom Raufeld Verlag herausgegebenen Berliner Stadtmagazine TIP und Zitty bestückt. Das Geo-Portal will nicht nur die junge Zielgruppe erreichen, sondern auch eine Servicelücke schließen: „Unsere primäre Aufgabe als Stadtmagazin ist es schließlich, den Lesern eine Navigation durch die Stadt zu bieten“, sagt Ziegenbalg. „Doch wir haben gemerkt, dass die Leute uns mobil einfach nicht nutzen“. Das läge aber nur daran, dass die Suche in der Datenflut zu lange dauere – nicht an den Informationen selbst. Im Test der Redaktion brauchte ein Nutzer etwa fünf bis sechs Klicks, bis er auf die gewünschte Information, zum Beispiel eine Restaurantrezension stieß. Die Lösung: Im Portal GoBerlin, das vor eineinhalb Monaten an den Start ging, werden die Inhalte direkt auf einer …