Alle Artikel in: Forum Lokaljournalismus 2018

„Medienstartups sind unterfinanziert“

Innovationen, neue Ansätze, Start-ups – es sind Schlagworte wie diese, die die Diskussion im Journalismus antreiben. Doch die wichtigsten Fragen sind: Wie verdiene ich mit meinen neuen Ideen Geld? Wer investiert in mein Geschäft? Jonas Bodenhöfer ist diesem Thema in seiner Hochschularbeit nachgegangen und hat die Ergebnisse seiner Fallstudie beim Forum Lokaljournalismus präsentiert. Er hat Medienmanagement am Insititut für Journalistik und Kommunikationsforschung an der Hochschule Hannover studiert und die Arbeit „Was Verlage von Medieninvestoren lernen können – Eine Studie zu den Auswahlentscheidungen von Medieninvestoren“ geschrieben. Seit seinem Abschluss in Hannover arbeitet er bei der Serviceplattform „kitchen town“ für Food-Startups – auch hier sind die anfangs gestellten Fragen ein Thema. Was Medienstart-ups sind und wie sie sich unterscheiden Zu Beginn klärte Bodenhöfer die Frage, was Medienstartups überhaupt sind und nannte Beispiele wie Krautreporter, Blendle oder BuzzFeed. Diese würden die Aufmerksamkeit wie klassische Medienunternehmen oganisieren – nur auf etwas andere Weise, wie beispielsweise eine Zielgruppe durch Online-Marketing aufbauen und innovativ sein. Was Bodenhöfer zufolge besonders in Deutschland auffalle: „Medien und journalistische Startups sind chronisch unterfinanziert.“ Dabei bräuchte …

Lea-Verena Meingast und Andreas Tyrock

„Ausprobieren, scheitern, weitermachen, besser werden“

Zum Abschluss des Forums kam die Jugend zu Wort. Es trafen sich ein erfahrener gestandener Journalist und eine Nachwuchsjournalistin zum Gespräch auf dem Podium: Andreas Tyrock, Chefredakteur der Westdeutschen Allgemeinen, befragte die Volontärin Lea-Verena Meingast von den Nürnberger Nachrichten. Was ist ihr besonders im Gedächtnis geblieben? „Die Mediennutzung ändert sich immer schneller“, sagte Meingast, das erkenne sie auch an sich selbst. „Instagram und Snapchat sind am meisten verbreitet, Facebook ist out. Wer sich zurücklehnt, hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt.“ Was sie am meisten interessiert habe auf dem Forum? Die Paywall-Modelle. „Das Ende der Gratiskultur sollte sobald wie möglich stattfinden“, meinte sie. Ein anderes Thema war für sie der „Hass im Netz“. Was würde sie Lokalzeitungen mit auf den Weg geben? „Zeigen, dass man innovativ sein will. Dass man Teams bildet, Videos macht, Bildergalerien, dass man ausprobieren und auch scheitern darf, sonst kann man nichts dazulernen“, meinte sie. Man dürfe nicht „hintendran sein“. Lokalzeitungen sollten die eigene Arbeit erklären und transparent machen. „Wir machen gute Inhalte, wir wissen nur noch nicht, wie wir sie …

Sebastian Pantel, Südkurier

Neue Abonnenten durch lokale Newsletter?

Wenn es um Newsletter geht, will’s der Südkurier wissen: Die Zeitung in Konstanz hat neun lokale Newsletter, einen des Chefredakteur und einen der Sportredaktion. Oben drauf gibt es täglich die Top-News am Morgen. Beim Forum Lokaljournalismus erklärte Sebastian Pantel, Onlinechef des Südkuriers in Konstanz, das Phänomen Newsletter, von dem das Zeitungshaus selbst sieben Jahre nicht gewusst habe: Warum machen wir das eigentlich? Die Antwort war banal: „Wir haben das gemacht, weil es die Möglichkeit eben gab“, sagte Pantel. Erst vor einem Jahr hätten er und sein Team die Modelle erneut überdacht – auch mit der Option, alle wieder einzustellen. Wer macht was? Von den 16 Lokalredaktionen des Südkuriers bieten die neun größten einen täglich erscheinenden Newsletter an. Wie gut und wann werden die Newsletter geklickt? Mit der Öffnungsrate ist Pantel sehr zufrieden: Die wichtigsten Zahl sei die unique Öffnungsrate – also die Zahl derer, die den Newsletter öffnen. Gut die Hälfte klicken auf die Mail und gelangen zum Angebot. 15 bis 30 Prozent klicken noch einmal weiter auf die Internetseite, erläutert Pantel. Geöffnet werden die …

Henning Bulka

Auf die Ohren: Die Podcasts der Rheinischen Post

Der Trend geht zum Podcast: So hören bereits 13 Prozent der Deuschen Podcastformate. Bei den 14- bis 29-jährigen sind es schon 27 Prozent, Tendenz steigend. Seit 2016 hat auch die Rheinische Post eine Reihe von Podcasts eingeführt. Audience-Engagement-Redakteur Henning Bulka stellte die Formate vor. Die Podcasts „Fiene und Herr Bröcker“: Im Plauderton sprechen Chefredakteur Michael Bröcker und Daniel Fiene, Leiter des Audience-Engagement-Teams, über Medienthemen. „Gut Leben Podcast“;  Ein Format über Ratgeberthemen wie Reisen, Gesundheit oder Sex „Rheinpegel“: Der Düsseldorf-Podcast. Darin werden die großen Themen der Woche aufbereitet. „Fohlenfutter“: Ein Podcast für Fans von Borussia Mönchengladbach. „Aufwacher“: Das laut Bulka wichtigste Format. Ein kompaktes tägliches Nachrichtenformat am Morgen. Man erfährt, was über Nacht passiert ist und was am Tag wichtig wird. Lokale und Überregionale Themen. Auch über Alexa hörbar. So werden die Podcasts gemacht Sieben Kollegen seien an der Produktion beteiligt, alleine vier davon sind für den Aufwacher zuständig. Zur Produktion benötige man nur sehr wenige technische Mittel, erzählte Bulka. Zwei Headsets, zwei Aufnahmegeräte seien ausreichend. Die Bearbeitung erfolge im kostenlosen Schnittprogramm Audacity. Es sei ein …

Tipps für den Umgang mit Kommentaren

Welche Faktoren beeinflussen die Qualität von Nutzerkommentaren? Diese Frage untersuchte die Doktorandin Bernadette Uth von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster im Rahmen ihrer Masterarbeit. Hierfür hat sie 1500 Kommentare fünf verschiedener Websites deutscher Lokalzeitungen (Nordbayern.de, Passauer Neue Presse, Badische Zeitung, Rhein-Main Medien, Kölner Stadt-Anzeiger) ausgewertet und Interviews mit Redakteurinnen und Redakteuren geführt. In ihrem Vortrag „(Un)zivilisiert? Nutzerkommentare im Netz und ihre Qualität“ stellte sie ihre Forschungsergebnisse vor.  Ambivalenz von Kommentaren Kommentare im Netz haben laut Uth einen sehr ambivalenten Output. Einerseits ermöglichen sie den Dialog zwischen Lesern und Leserinnen, schaffen eine demokratische Diskussion und bieten die Möglichkeit schnell Anregungen  an die jeweiligen Onlineredaktionen weiterzugeben. Leserinnen und Leser können durch die Kommentarfunktion auf inhaltliche Fehler oder fehlende Informationen hinweisen. Andererseits finden sich in den Kommentarspalten deutscher Tageszeitungen Rassismus, Beleidigungen und Hass. Sie sind ein Spielplatz von Internettrollen, die undifferenziert, häufig nicht zum Thema des Artikels, ihren Frust ablassen. Kommentarkategorien: Mehrwert, Minderwert und Inzivilität Um zu erforschen, welche Artikel solche qualitativ minderwertigen Kommentaren eher hervorrufen, hat Uth zunächst zwischen drei Formen von Kommentaren unterschieden: Kommentare, die einen Mehrwert …

Maria Lisa Schiavone

Braucht man das? So funktioniert der integrierte Newsdesk in Nürnberg

In einer Fallstudie hat Maria Lisa Schiavone, Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, den Anfang 2018 eingeführten integrierten Newsdesk von Nürnberger Nachrichten, Nürnberger Zeitung und Nordbayern.de untersucht. Beim Forum Lokaljournalismus präsentierte sie ihre Erkenntnisse. Schiavone formulierte ihre Ausgangsfrage so: Welche Auswirkungen hat der integrierte Newsdesk auf die Strukturen und Abläufe der Redaktion und inwiefern werden die Erwartungen der Chefredaktionen erfüllt? Ablauf der Studie In ihrer Vorher-Analyse begutachtete Schiavone die einzelnen Newsdesks vor der Zusammenlegung. Wie sind dort die Abläufe? Wie wird kommuniziert? Auf diesen Fragen habe der Schwerpunkt gelegen, so Schiavone. Anschließend habe sie Leitfadeninterviews mit den jeweiligen Akteuren an den Desks geführt. In der Nachher-Analyse habe sie geprüft, wie sich die Abläufe am integrierten Newsdesk verändert haben und ebenfalls mit den Beteiligten über die neue Struktur gesprochen. Schiavone präsentierte anschließend Auszüge aus den Vorab-Interviews, in denen Akteure mit speziellen Rollen, wie etwa Deskchefs oder Audience Developer ihre Vorstellungen formulierten: „Inhalte vor Medium“; „Blatt aus eigenem Guss“; „Mauern einreißen“; „Bessere Zusammenarbeit mit Onlinern“ Erkenntnisse der Vorher-Analyse: Schiavone stellte zunächst die unterschiedlichen Modelle der einzelnen Newsdesks …

Robert Mayr von Datev

Schöne, neue, digitale Welt

Den dritten Tag des Forums eröffnete Dr. Robert Mayr, Vorstandsvorsitzender von Datev aus Nürnberg. Seine Thema: „Die digitale Transformation macht vor keiner Branche halt: Was für Steuerberater und Journalisten gleichermaßen gilt“. Seine Thesen Die Verbreitungsgeschwindigkeit neuer Technologien nimmt zu. Das Telefon, die Elektrizität und das Auto brauchten Jahrzehnte von ihrer Erfindung bis zur massenhaften Verbreitung, digitale Neuerungen schaffen das in wenigen Monaten. Die Digitalisierung verändert unsere Umwelt. Z.B.: Amazon. Lebensmittel werden per Mausklick nach Hause geliefert. Kein Warten an der Kasse, keine Tüten schleppen. Arztbesuch auf Knopfdruck beim Netdoktor. Hinter dem Onlineportal steht ein Team aus Fachärzten und Journalisten. 250.000 Aufrufe im Monat. Die Digitalisierung betrifft alle Branchen. Der Berufsstand der Steuerberater steht der Digitalisierung positiv gegenüber. Steuerberater reiten auf der digitalen Welle. Der Mandant wird als Hürde bei der Digitalisierung gesehen. Voraussetzung der digitalen Transformation ist das Vertrauen in den Datenschutz und in die Datensicherheit. Ab 2020 wird die Zahl der Digital Natives die Mehrheit einnehmen. Die größten Zuwachsraten hat Apple bei der Plattformökonomie, nicht bei der Hardware. Junge Unternehmen sind im Wesentlichen Plattformanbieter. …